Attila.
bie Theiß und Donau gekommen und betrachteten dieses Land als
ihre neue Heimat und den Mittelpunkt ihres Reiches. Zum einzigen
Herrn desselben machte sich 444 Attila?) Unter ihm erlangte 'die
Macht der Hunnen ihren Höhepunkt: alle Nationen vom kaspischen
Meere bis tief nach Deutschland hinein waren zu Abgaben ' und
Heeresfolge verpflichtet. Attila residierte in der Gegend von To kaj
in Ungarn in einem geräumigen, prunkvoll geschmückten Palast.
Halb Europa lieferte ihm die Mittel, indem nicht nur alle ihm
unterworfenen Volker, sondern auch das byzantinische Reich
Tributs zahlen mußten. Endlich wandte er sich auch gegen das west -
römische Reich; er fiel 451 mit einem ungeheueren Heere über
den Rhein in Gallien ein, wo die Römer noch einen Rest ihrer
Herrschaft nördlich der Loire bis über die Seine hinaus besaßen,
während das südwestliche Gallien schon den Westgoten zugefallen
war. Diese fühlten sich durch Attilas Einfall nicht minder bedroht
als die Römer, und so schlossen beide ein Bündnis und führten
ein durch Burgunder, Franken und andere germanische Stämme
verstärktes Heer unter dem letzten weströmischen Feldherrn Aetius
(lata(stimmn gegen Attila und besiegten ihn auf den catalauilischen Feldern?)
4,)L Nachdem die beiden Gegner den ganzen Tag in einer erbitterten
Schlacht miteinander gerungen, warf sich Attila in seine Wagen¬
burg und ließ in deren Mitte einen Scheiterhaufen errichten, ent¬
schlossen, sich zu verbrennen, wenn der Feind sein Lager erstürmen
würde. Die Römer und Westgoten, die gleichfalls stark gelitten
hatten, wagten jedoch nicht, ihn anzugreifen, und so zog er wieder
über den Rhein ab.
Im nächsten Jahre (452) wandte er sich gegen das Hauptland
des weströmischen Reiches. Über die Ostalpen brach er in Italien
Aquileja 452. ein, zerstörte Aquileja") und plünderte das Tiefland der Veneter.
Die Bevölkerung flüchtete vor den berittenen Hunnen auf die
Laguneninseln des adriatischeu Meeres, wodurch die „Veneterstadt"
Venedig. Venedig entstanden sein soll. Als Attila ans seinem Wege gegen
Rom bis in die sumpfigen Niederungen der Po ebene vorgedrungen
war, verursachten Krankheiten in seinem Heere bedenkliche Lücken.
Dieser Umstand machte ihn den Vorstellungen einer römischen
Gesandtschaft unter Führung des Papstes Leo I. des Großen
zugänglich, die um Gnade für die Stadt bat. Er führte feine
Attila f 453. Hunnen nach Ungarn zurück; unerwartet starb er dort schon 453.
Das Reich Attilas zerfiel mit feinem Tode. Die Ostgoten
erhoben sich und drängten die Hunnen in die Steppen des süd-
*) Attila (Väterchen) — Etzel im Nibelungenliede.
2) Kaulbachs Gemälde: „Die Hnnnenschlacht." — Aus H. Linggs „Völker¬
wanderung" lies: „Die Schlacht auf den fatalaunifchen Feldern."
S) Gedicht: „Aquileja" von A. Kvpisch.