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aber sie mußten des Fürsten Schreiben nachkommen und ihn samt den Staps den
anderen Tag peinigen lassen. Nun bekannten sie, sie wärens Willens gewesen,
hätten aber eigentlich auf den Psiutzing 5) gelauert; auch gestanden sie noch, wie
sie den Hans Menges von Nürnberg auch hätten umbringen helfen. Was sie aber
mehr bekannten, konnte man noch nicht erfahren. Die Herren von Leypzig aber
hätten gewünscht, daß sie sie nicht gefangen genommen hätten, denn als es an dem
war, daß man sie sollte richten lassen, geschah gar große Fürbitte von der adeligen
Ritterschaft an den Churfürsten. Ja, auch des von Droschwitz sein Weib, eine
Streitburgerin, hat einen Fußfall gethan; der Churfürst hieß sie aufstehen und
sagte: Weib, Euer Mann ist nicht werth, daß er auf dem Erdreich umgehe; aber
Ihr thut Eins, Ihr bleibt in meinem Frauenzimmer, da soll Euch alle Ehre be¬
wiesen werden und sollt unausgetriebeu sein, dieweil Ihr lebt . . . Darnach haben
über die 80 Edlemänner auch einen Fußfall gethan, wobei der Churfürst anhob
und etlichen erzählte: du hast das gethan und du das, also daß sie alle schamroth
wurden und keiner Etwas zu sagen wußte. Sie haben aber einen Brief gehabt,
den hat er genommen, gelesen und dann zu ihnen gesagt: ich will mich bedenken.
Darauf hat er flugs nach Leypzig geschrieben: ob sie keinen Schöppenstuhl hätten,
hätten sie keinen, so wollte er ihnen einen schicken; im Fall aber, daß noch mehrere
Bitten für die Buben geschehen sollten, es wäre von Rittern, Edelleuten oder
Doetoren, die sollten sie auf einen Wagen schmieden und ihm schicken. Nun, ich
lobe den löblichen Herzog August, Churfürsten von Sachsen, daß er nicht wider
Recht und Gerechtigkeit handeln wollte und in der Ausübung derselben sogar gegen
den Adel, als seine Gesippten, war, die Herren von Leipzig aber besetzten das
Gericht nicht, sondern acht Bauern, welche die zwei, bei denen der Leichnam geblutet
hatte, zum Schwerte verurteilten. Wie der Stab über sie gebrochen war, führte
man sie hin: einem Jeden setzte man einen Rosenkranz auf, als wenn zu einem
Tanze gehen wollten; der Droschwitz in den hübschen Kleidern, die er sich vor
10 Wochen auf feine eigene Hochzeit hatte machen lassen, der Meister Hanns hinter
ihnen her. Wie sie nun zu Leypzig mitten auf dem Markt auf eine gemachte Pun 6)
angekommen waren, schlägt er dem von Droschwitz den Kopf so herunter, daß er
von der Pun aufs Pflaster fiel. Darnach kam es an den von Staps, der war
nicht so keck wie sein Herr, man mußt ihm den Kopf halten und derselbe wollte
auch nicht so springen. ..."
(Leipz. Tagebl. 1907, 6. Apr.)
S) Ebenfalls ein Nürnberger Kaufherr. 6) Bühne.
5. Zur Geschichte des religiösen Gebens.
A. Klöster und Kospitale.
a) Das Thomaskloster.
1. Markraf Dietrich stiftet das Thomaskloster. 1213.
(Von Kaiser Otto IV. bestätigt am 20. März 1212.)*)
„In nomine sanctae et individuae I In dem namen der Hiligen nn-
trinitatis. geteilten Dreyfaldickeit.
Ego Tidericus divina favente de- Ich Ditterich vongnade der göttlichen
*) Deutsche Übersetzung nach einem wahrscheinlich aus der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts
stammenden Originale. ^