Metadata: Die vaterländische Geschichte von 1648 bis 1815 (Teil 3)

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Parlamentsheer, den Rundköpfen'), überlegen. Nach Abschluß eines Bündnisses mit den 
Schotten gewann aber das Parlament eine wesentliche Verstärkung, und nun angespornt 
von religiöser Begeisterung und geführt von begabten Feldherren, wie dem staatsmännisch 
und militärisch gleich hervorragenden Oliver Cromwell, errangen die republikanisch 
gesinnten Parlamentstruppen zwei Siege über Karl. Dieser floh zu den Schotten die 
ihn aber im Jahre 1647 dem Parlament auslieferten. 
Während des Bürgerkrieges entstand aber Zwiespalt sowohl im Parlament wie in 
seinem Heere. Den Presbyterianern oder Puritanern gegenüber, welche die angli- 
kanische Hochkirche durch die presbyterianische Kirchenversassung beseitigen wollten, hatte 
sich die Partei der Jndependenten (die Unabhängigen) gebildet, die im religiösen 
und politischen Fanatismus Freiheit und Gleichheit in Kirche und Staat erstrebten Ihr 
bedeutendster Führer war Oliver Cromwell. ein einfacher Landedelmann, dessen 
Tapferkeit, Klugheit und religiöse Begeisterung die Gemüter fesselte, und der sich des 
Heeres und des Königs bemächtigte. Er schlug ein Heer der Schotten, Kavaliere und Iren, 
das für den König zu den Waffen gegriffen hatte, und verjagte seine presbyterianischen 
Gegner aus dem Parlament. Durch den Rest, das sogenannte Rumpfparlament, ließ 
er den König absetzen und als einen Tyrannen, Verräter, Mörder und Feind des Ge- 
1649 meinwesens zum Tode verurteilen. Am 30. Januar 1649 wurde Karl I. öffentlich 
hingerichtet. 
England als Republik (1649—60). Cromwell. Sogleich nach der Hinrichtung 
Karls I. wurde das Königtum und das Oberhaus abgeschafft. England wurde eine 
Republik unter einem Staatsrat von 41 Mitgliedern, aber die wirkliche Macht lag 
beim Heer und dessen Führer Cromwell. Dieser sicherte das neue Staatswesen durch Be- 
siegung der ausständischen Iren und Schotten, die Karls I. Sohn, Karl II., zum Könige 
ausgerufen hatten. Als dieser nach Frankreich entflohen war, löste er im Jahre 1653 
das lange Parlament und den Staatsrat gewaltsam auf und erwirkte von einem neu 
einberufenen Parlament, das von dem Heere eingeschüchtert war, daß er zum Lord- 
Protektor der drei Länder England, Schottland und Irland, die jetzt zu einem Staate 
verbunden wurden, ausgerufen wurde. 
Als Inhaber des Protektorats regierte Cromwell unumschränkter als irgend ein 
englischer König seit der Magna Charta, und trotzdem seine Willkürherrschast ärger 
war als die Karls I., verstand er es, im Innern Ruhe zu erhalten. Seine Republik 
war eben nur eine Militärherrschast. Nach außen verschaffte er England Ansehen und 
begründete die Herrschaft Englands zur See. Um den Zwischenhandel 
Hollands, das sich gegen die Schwesterrepublik wiederholt feindselig gezeigt hatte, zu 
beseitigen, bestimmte die Schiffahrtsakte (1651), daß die Einfuhr von Waren in 
England aus den überseeischen Erdteilen nur durch Schiffe aus England und aus den 
europäischen Ländern nur auf Schiffen der Staaten ihres Ursprungs oder auf englischen 
Schiffen geschehen dürfe. Die Holländer versuchten in dem darauf ausbrechenden Kriege 
vergeblich ihre Herrschaft auf dem Meer zu behaupten, aber nach dem Tode ihres • 
großen Seehelden Tromp, der im Verein mit de Ruyter anfangs glücklich gegen die 
Engländer gekämpft hatte, mußten die Holländer Frieden schließen und die Schiffahrts- 
akte und damit Englands Übermacht zur See anerkennen. 
Gern hätte nun Oliver Cromwell sich den Titel eines Königs beigelegt. Aber 
seine Krieger zürnten über sein stolzes und herrisches Wesen, und als ihm endlich das 
*) So genannt, weil sie das Haar kurz geschoren trugen.
	        
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