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Lehensverfassung. Zur Durchführung der neuen kaiserlichen Re¬
gierung sollten durch kaiserliche Gewaltboten in den Städten an
Stelle der freigewählten Confuln „Podestas" oder „Rektoren"
als kaiserliche Beamte eingesetzt werden und neben ihnen ständige
königliche Misst die Regalien verwalten.
7. Allein die Durchführung dieser Umgestaltung aller be¬
stehenden Verhältnisse durch Rainald von Dassel und Otto von
Wittelsbach stieß auf den heftigsten Widerstand Mailands.
Aber nach dem Falle Cremas, der treuen Verbündeten Mai¬
lands, schloß Friedrich die trotzige Stadt selbst mit seinem ver¬
stärkten Heere abermals ein und zwang sie nach 2jähriger Be-
1162 lageruug 1162 zu bedingungsloser Ergebung, die Bürgerschaft
zu schmachvoller Demütigung. Die Stadt wurde zerstört und
ihre Bewohner in 4 offenen Flecken angesiedelt. Nunmehr unter¬
warfen sich auch die übrigen Städte, dann Tuscien und die
Romagna.
8. Unterdessen war es nach dem Tode Hadrians IV. durch den
Zwiespalt der Parteien im Kardinalskollegium zu einer Doppel¬
wahl gekommen. Friedrich hatte sich durch das Concil von Pavia
für den von der friedliebenden Minderheit erwählten VictorIV.
erklärt, Alexander III. (Kardinal Roland) Anerkennung bei
den Lombarden und Normannen, bald auch mit Hilfe der Cifter-
cienfer in Frankreich, England, Spanien, Dänemark und im
lateinischen Orient gefunden. Den Bann des Gegners hatte
Alexander III. mit der Bannuug des Kaisers beantwortet (1160),
dann aber Zuflucht in Frankreich suchen müssen.
9. Nunmehr aber, nachdem Friedrich feiner Feinde in Italien
Herr geworden war, trat der Kanzler Rainald von Dassel,
aus sächsischem Grafengeschlecht, seit 1159 Erzbischof von Köln,
ein genialer Staatsmann und Charakter von unbeugsamer Festig¬
keit, erfüllt von der Idee kaiserlicher Herrlichkeit, mit unbedingt
maßgebendem Einfluß an die Spitze der Reichspolitik.
Gestützt auf den engen Bund zwischen Kaisertum und Reichs¬
kirche uud getragen von dem wiedererwachenden Selbstgefühl des
deutschen Volkes, erstrebte er die Herrschaft der deutschen
Reichskirche über das Papsttum und über die Gesamt¬
kirche. Darum setzte er auch nach dem Tode Victors IV. (1164)
fofort die Wahl eines neuen kaiserlichen Papstes durch (Pas-
chalis III.) und gewann Heinrich II. von England, der mit
Alexander III. während des Streites mit Thomas Becket zerfallen
war (S. 166). Auf dem Reichstage von Würzburg 1165 gelang