Full text: Handbuch der Geographie ([Ausg. C])

Europa. 
[9,73 Mill. qkm, 447 Mill. E., 45,7 auf 1 qkm.] 
Äußerste Punkte und Grenzen, a) Des Erdteils: Nordkap auf Magerö (Insel Mager) 71° 12'N, 
Dunmore He ad [dnnmör hebst auf Irland 349° 34' 0, Kap Lithinos auf Kreta 34°55'bl, Ostpunkt 
der russischen Grenze 66° 5' 0. 
b) Des Festlandes: Kap Nordkyn 71° 8" bl, Kap daRoca,d.i. Felsenkap, bei Lissabon 350° 20' 0, 
Punta Marroqui, d. i. Marokko-Spitze, in Spanien 36° bi, Kap Tnnaron 36°12^bi. 
Als Leitlinien für die Lage der Länder sind namentlich die Parallelkreise 40, 50, 60 und die Meridiane 
von Greenwich und Stargard zu beachten, die mehrere der bedeutendsten Städte berühren. Die natür¬ 
liche Grenze ist im O. auch durch das Uralgebirge nur schwach gegeben, während die politische Grenze 
bis an den Toböl vorspringt, dann in diesen Gebieten, die allmählich in das Gepräge Asiens übergehen, 
in einiger Entfernung das rechte Ufer des Uralflusses, ferner die Küste des Kaspischen Meeres und 
die Manytsch-Niederung (s. S. 409) begleitet. Die Meeresbegrenzung ist deutlich gegeben. Als 
ein selbständiger Erdteil hat Europa dem fünfmal so großen Asien gegenüber vor allem wegen der eigen¬ 
artigen Gliederung seiner Umrisse und seiner Bodenerhebungen zu gelten, die ihm die Bedeutung eines 
in sich abgeschlossenen Stückes der Erdoberfläche gibt, und die mannigfaltige Entwicklung seiner Völker 
in Kultur und Geschichte hat diese Bedeutung gesteigert. 
Lage tlnd Umrisse. Europa ist der zweitkleinste, aber wichtigste unter den Erdteilen. Die 
größte Ausdehnung hat es von S.W. nach N.O., vom Kap Säo [ßä-ung] Vicente in Portugal 
bis zum Karischen Golfe. Von der heißen Zone bleibt es noch 1450 km entfernt, und mit dem 
Nordkap ragt es nur wenig über 500 km in die kalte Zone hinein, deren Strenge hier überdies 
durch die Einwirkung des Golfstromes und die Gunst der Luftdruckverhältnisse sehr gemindert 
erscheint; es liegt also fast ganz in der n. gemüßigten Zone. Nur im O., wo der Erdteil sich an 
den breiten Rumpf Asiens anschließt, gewinnt er Raum zur Entivicklung großer Landmassen, 
im W. aber und im S. zerlegen tiefe, breite Meereseinschnitte fast ein Drittel seines Körpers in 
Halbinseln und ein Sechzehntel in Inseln. Die größte Halbinsel, die Skandinavische, liegt 
im N., die drei nächstgrößten, die durch Lage und Gestalt zum Vergleiche mit den drei großen 
Halbinseln Südasiens herausfordern, liegen im Süden. Die Britische Inselgruppe, die größte 
von allen, ist dem W. des Erdteils in ähnlicher Weise vorgelagert wie dem O. Asiens die Japa¬ 
nischen Inseln. Europa hat den Vorzug, mit zwei Seiten seines Körpers, der im ganzen einem 
Dreieck nahekommt, einen Ozean und das Mittelmeer zu begleiten, und ist der gegliedertste 
aller Erdteile (s. S. 540 u. 713). W. vom 25. Meridian besitzt nur ein kleines Dreieck zwischen 
der Tatra-Gruppe und Lemberg mehr als 600 km Küstenabstand, und außerdem hat nur ein 
Dreieck zwischen jenem Meridian und der Quelle der Seine, also im wesentlichen N.O.-Ungarn 
und Süddeutschland, aber kein Punkt in Spanien mehr als 400 km Abstand von der Küste. 
Die Höhengliederung zeigt einen nicht minder reichen Wechsel an Bodenformen. Zwar 
wird der dreieckig gestaltete Rumpf vorwiegend aus Tiefland gebildet, die losgetrennten wie die 
anhängenden Glieder aus Gebirgsland und unter ihnen die Pyrenäen-Halbinsel aus Hochland, 
nirgends jedoch schließt (mit Ausnahme des Ostens) eine Bodenform, wie in Asien und Afrika, 
die übrigen auf weite Strecken hin aus. Ihr belebender Wechsel ist bezeichnend für den Erdteil 
und eine Stütze seiner vielseitig entwickelten Kultur. Unter den Bodenfornwn ist die 
Hochebene am wenigsten vertreten, während 60%, des Gebietes unter 200 m, 84%, unter 500 m 
liegen. Die meisten Gebirge erstrecken sich wie in Asien in der Richtung der Parallelkreise, und 
die bedeutendsten unter ihnen sind Fortsetzungen der großen asiatischen Ketten.
	        
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