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seits die gebildeten Klassen sich mehr und mehr davon zurückziehen
und es anderseits ein offenes Geheimniß ist, daß gewisse Leute ihn bloß
als Erwerbsquelle benutzen.
Merkwürdig ist es, daß beim Karneval fast nie eine ernste Prü-
gelei entsteht, es nimmt Niemand etwas übel, und das Volk hält bei all'
dieser grenzenlosen Unordnung doch auch wieder die beste Ordnung.
Ich habe mich oft bemüht, ein ernstes Gesicht in diesen Straßen aufzu¬
finden, aber es ist mir nie gelungen, ich sah nur Lachende, und selbst
die Gesichter der bärtigen Gensd'armen waren freundlich.
Mit dem Tageslichte schwindet auch das Gedränge, um auf den zahl-
reichen Maskenbällen von Neuem anzufangen. Montag auf dem Saale
Gürzenich, Dienstag im Theater sind die Hauptbälle. Sie beginnen
nach 9 Uhr Abends, und auch hier bewegt sich Hoch und Niedrig im
bunten Gemisch durch einander. Ein - bis zweitausend Masken (besonders
Domino's) und Nichtmasken bilden ein dichtes Gewühl, auch hier lacht,
singt und springt Jeder, wie er will. Wird man vom Nachbar zur
Rechten gestoßen, so stößt man den zur Linken, so geht's weiter, und je
besser man stößt, desto mehr wird gelacht. Getanzt wird vor Mitternacht
wenig und die Tanzenden gehören nicht zur besten Sorte, man tanzt in
mehreren Kreisen zu gleicher Zeit; wo sich eine Lücke zeigt, da dreht sich
ein Paar, stößt sich einen Kreis zurecht, Andere folgen, bis der Kreis
von der Menge überfluthet wird; daß hier keine Etiquette gilt, versteht
sich von selbst, der Bauer erscheint im Kittel, der Herr wie er will, die
Hüte behält man auf dem Kopfe, nur geraucht wird nicht. Erst der
helle Morgen treibt die Letzten nach Hause.
Am Aschermittwoch hat Alles ein Ende, und die strenge Fastenzeit,
in der das gesellige Leben stockt, gibt Gelegenheit, über die vertaumelten
Tage nachzusinnen. Während des Festes hat fast Niemand gearbeitet, aber
gegessen und getrunken so viel als möglich und mehr; in gleichem Maaße,
wie sich die Taschen leeren, füllen sich die Leihhäuser und Trödelbuden,
und so erscheint der Karneval als ein Fest, das für bessere Zeiten bestimmt 0
ist, für Zeiten, wo Jedermann wenigstens einmal die Woche ein Huhn
im Topfe hat
5. Wanderungen durch die Hauptorte des Bergischen
Fabriklandes. *)
1.
Ein glänzendes Beispiel von hoch entwickelter Industrie im deutschen
Vaterlande, bietet das Vergische Land im Flußgebiet der Mittlern Wupper
mit seinen langgestreckten Höhenzügen und tief eingeschnittenen, Wasser¬
*) Vom Lehrer Voßnack in Remscheid.