Full text: Allgemeine Erdkunde, Die außereuropäischen Erdteile, Europa (ohne Deutschland) (H. 1 = 3. Kl)

Heft § 240 Das Königreich Großbritannien und Irland. 224 
art sprechenden Normannen aus der Normandie über deu Kanal und rissen die Herrschaft au 
sich (Wilhelms des Eroberers Sieg bei Hastiugs 1066). Die dadurch geschasfeue Verknüpfung 
mit Frankreich wurde noch verstärkt, als einer der englisch-normannischen Könige die Krone 
auf den ihm verwandten französischen Prinzen von Aujou, Heinrich Plautegeuet (eugl. 
plenteddschenet) vererbte, 1154. Frankreich erscheint von da an mehr und mehr als ein von Eng- 
land beherrschtes Land, bis es sich nach 300jähriger Bedrückung 1450 frei macht (Jungfrau von 
Orleans, 1431 verbrannt). Der letzte (14.) Aujou auf dem euglischeu Throu war der berüchtigte 
Richard III. (von der Seitenlinie der Weißen Rose), gestorben 1485. 
b) Dem nun folgenden Haus Tudor (tjnhder) gehören der aus der Reformationsgeschichte 
bekannte Heinrich VIII. und seine Tochter Elisabeth an (1558—1603). Durch Vernichtung 
der spanischen Weltherrschaft wurde sie die Begründerin der englischen See- und 
Kolonialmacht^). (Dieser geschichtlich hervorragenden Zeit gehört Englands größter Dichter an, 
William Shakespeare, 1564-^-1616.) — Nach ihrem Tode kam dann doch das von ihr be- 
kämpfte katholische Geschlecht der Maria Stuart auf den Thron. 
C) Die Regiernngszeit'-der Stuarts wurde unterbrochen durch die Zeit der Republik unter 
Lliver Cromwell2). Wie Elisabeth den Spaniern, so entriß Eromwell den Nieder- 
ländern die Vorherrschaft zur See, s. § 232 Fußnote. (Zur Zeit Eromwells lebte der Dichter 
Milton.) — Der letzte Stuart verlor den Thron an seinen Schwiegersohn Wilhelm III. von 
Oranien (1689—1702)3). 
240 d) Mit Wilhelm III. von Oranien beginnt die Niederringung des 
dritten Gegners auf dem Gebiet der See- und Kolonialherrschaft, 
Frankreichs. Dieser Gegensatz zu Frankreich beherrscht die ganze englische Ge- 
schichte von 1688 (Raubkriege Ludwigs XIV.) bis zur Mattsetzung Napoleons 1815*). 
Die Niederwerfuug Napoleons hatte aber Rußland zu einer Vormachtstellung ver- 
!) Hervorgegangen aus dem religiösen Gegensatz — Spanien unterstützt gleich Fraukreich 
die katholische Partei Großbritanniens, insonderheit Maria Stuart — wurde dieser Kampf 
bald zu einem Ringen um die Herrschaft auf deu Weltmeeren und die neuentdeckten Länder 
(Elisabeths Feldherr Franz Drake verfolgte die Spanier auf allen Meeren). Die Entscheidung 
fällt, als Philipp II., um den Tod der Maria Stuart (1587) zu rächen uud das ihm vom Papst 
Pius V. „geschenkte" England zu erobern, die große Armada aussendet (ihre Vernichtung 1588). 
Dieses Ereignis hatte den Ubergang der See- uud Weltherrschaft zunächst an die 
Niederländer und dann durch die Zurückdrängung auch dieses Volkes mehr und 
mehr an England zur Folge. — In Elisabeths Zeit fällt auch uoch die Begründung der Ost- 
indischen Kompagnie, die nach uud nach fast ganz Indien erwarb. 
2) Karl I. der erste vom eignen Volk aufs Schaffst gebrachte König, 1649. 
3) Ein Überblick im vorweg: Auf das Hans Oranien (1689—1774) folgt infolge der Verwandt- 
schast mit den Stuarts das Haus Hannover (1714—1901, Personalunion mit Hannover bis 1837), 
als deren letztes Glied die Königin Viktoria (1837—1901) anzusehen ist. Mit ihrem Sohn, 
Eduard VII., beginnt das Haus Koburg (Viktoria war mit dem Priuzeu Albert vou Sachsen- 
Koburg vermählt). 
4) Die einzelnen Phasen dieses Ringens spielen sich in folgenden 8 Kriegen ab: 1. Raubkriege 
Ludwigs XIV. (Wilhelm von Oranien im Bunde mit dem Großen Kurfürsten), 2. Spanischer 
Erbfolgekrieg (1701—1713), 3. Österreichischer Erbfolgekrieg (1741—48), 4. und 5. Sie¬ 
benjähriger Krieg in Verbindung mit dem Englisch - Französischen See- und Kolonial- 
krieg (uuter dem älteren Pitt, Minister Georgs III.), durch den die Franzosen aus Indien verdrängt 
werden und ihre nordamerikanischen Kolonien verlieren, s. § 220 (England erringt die Vormacht- 
stelluug zur See, wie Preußen die zu Lande), 6. Nordamerikanischer Freiheitskrieg (1775 
bis 1783; die alten Rivalen Englands — Frankreich, Spanien und Holland — unterstützen 
die Nordamerikaner), 7. die englischen Kämpfe in Ostindien, wobei Frankreich die indischen 
Fürsten unterstützt, 8. die Koalitionskriege, deren Hauptförderer der jüugere Pitt (Minister 
Georgs III.) war: 1798 schlägt Nelsondie französischeFlotte beiAbukir (in der Nähe vonAlexandrien), 
1805 bei Trasalgar (nnweit Eadiz). — Kontinentalsperre 1 — 1815 Waterloo. (In dieser Zeit lebten 
die Dichter Lord Byron uud Walter Scott.)
	        
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