Full text: Physische und politische Erdkunde von Asien, Australien, Afrika, Die deutschen Kolonien (Teil 3)

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Jagd und Viehzucht. Ihren Hang zum Viehraub mußten die 
Herero übel erfahren, und ihr Häuptling, Hendrik Witbooi, 
hat der deutschen Schutztruppe viel Sorge bereitet. Die ihnen 
stammesverwandten Buschmänner stehen geistig noch tiefer, sind 
vorwiegend Jäger und leben in Höhlen und Buschhütten. Ihre un- 
überwindliche Abneigung gegen Weiße und Eingeborene hat ihnen 
soviel Verfolgung eingetragen, daß sie sehr zusammengeschmolzen 
sind. Herero (auch Damara genannt) und Ovambo sind Bantu- 
neger. (Siehe diese!) Die Herero, noch mehr aber ihre Viehherden, 
sind seit dem letzten Aufstande (1904—1907 — Samuel Maharero 
aus Okahaudja ist der Urheber desselben) stark zurückgegangen. 
Die Ovambo sind friedliebend, folgen willig ihren Häuptlingen, 
sind seßhaft und treiben einen ziemlich rationellen Ackerbau. Sie 
stehen kulturell höher als die Herero und sind auch gewerblich 
tätig (Korbflechterei, Schmiedehandwerk). Im Dienste der Euro- 
päer sind sie bei jedweder Beschäftigung rührige, fleißige und an- 
stellige Arbeiter. Die erwähnten Bastards sind Mischlinge von 
Buren und Hottentotten. Sie stehen wirtschaftlich hoch, sind als 
Ackerbauer, Viehzüchter, Handwerker, Transportführer und 
Händler gleich tüchtig und geschickt und haben sich von Anfang an 
stetig zu der deutschen Oberhoheit bekannt. 
Die Zahl der heute in der Kolonie wohnenden Europäer 
beträgt nahezu 12 000, darunter etwa 9000 Deutsche. (Vergleich mit 
den übrigen deutschen Kolonien!) Die meisten wohnen in Windhuk, 
Keetmanshoop, Swakopmuud und Gibeon. Sonst sind noch 
Engländer, Buren u. a. vertreten. Etwa 2000 Deutsche gehören zur 
Schutztruppe, die übrigen sind Regierungsbeamte, Farmer, Hand- 
werker, Kaufleute, Gastwirte u.a.m. Der Gouverneur hat seinen 
Sitz in Windhuk. Bezirksämter und andere dem Gouverneur unter- 
stellte Behörden befinden sich in Keetmanshoop, Gibeon, Windhuk, 
Swakopmuud, Karibik, Grootfontein u. a. Orten. Den Handel 
und Verkehr fördern die Bahnlinien Karibib—Windhuk, die 
Otavibahn, welche von Swakopmuud nach Otavi mit Zweigbahn 
nach Grootfontein führt, die Südbahn von Lüderitzbucht nach 
Keetmanshoop nebst Abzweigung von Seeheim nach Kalkfontein 
und die im Bau begriffene Nord-Südbahu, von Windhuk nach 
Keetmanshoop, von welcher die Strecke von Keetmanshoop bis 
Gibeon bereits dem Verkehr übergeben wurde, dazu zahlreiche Post- 
anstalten, Telegraphen-und Telephonlinien, Reichspostdampfer, 
Dampfer der Hamburg-Amerika-Liuie sowie Woermanndampfer. 
Zur Ausfuhr gelangen vor allem Rinder, Häute — darunter kost¬ 
bare Wildfelle —, Straußenfedern, Kupfer, Wolle, Diamanten, 
Guano u. a. m. 
Die wichtigsten Siedlungen und ihre Bedeutung werden aus
	        
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