Full text: Physische und politische Erdkunde von Asien, Australien, Afrika, Die deutschen Kolonien (Teil 3)

— 54 — 
des Gebirges Eisenbahnen gebaut wurden, mußten AbHolzungen 
eintreten. 
Die Bewohner des Himalaja setzen sich aus zahlreichen 
Stämmen zusammen, welche sämtlich zur großen mongolischen Völker- 
samilie gehören. Hierhin rechnen auch die in den höchsten bewohn- 
baren Gebieten und an den nördlichen — schon auf chinesischem 
Boden (Tibet) liegenden — Abhängen ansässigen Tibetaner. Sie 
alle stehen in Hinsicht auf Bildung und Religion noch auf ziemlich 
niedriger Stufe. Sie stecken zumeist tief im Aberglauben, wie 
die meisten Völkerschaften Jnnerafiens. Wo die Viehzucht vor- 
herrscht, ist ihre Lebensweise eine nomadisierende. Am dichtesten 
besiedelt sind die dem indischen Tieflande (Hindostan) zugewendeten 
Täler, wo die Bewohner seßhafter sind, aber auch vorwiegend 
Ackerbau und Viehzucht treiben. Dasselbe gilt freilich noch von 
einigen Hochtälern. Größere Siedlungen sind aber auch hier 
nicht gerade zahlreich. 
Die Unzugänglichkeit des Gebirges, welche durch die zahl- 
reichen, aber schwer zu übersteigenden Pässe nicht beseitigt wird, 
förderte die Selbständigkeit einzelner Ländergebiete. So be- 
stehen u. a. im östlichen Teile die unabhängigen Staaten Nepal 
und Bhutan. Herrlich gelegen ist auch das Hochtal von Kaschmir 
im nordwestlichen Teile des Gebirges, das zudem außerordent- 
lich fruchtbar ist. Dieses Gebiet, das unter englischer Ober- 
Hoheit steht, ist wohl das reizvollste des ganzen Gebirges. Hier 
vereinen sich landschaftliche Schönheit und eine hohe Kultur 
des Bodens zu seltener Harmonie. Saftige Wiesen wechseln 
mit prächtigen Waldungen, üppigen Reis-, Getreide- und 
Gemüsefeldern und ausgedehnten Obsthainen, und ein schier 
betäubender Duft von Rosen und Jasmin strömt einem allüber- 
all entgegen. An den Abhängen gedeiht die Weinrebe. Die 
Bewohner stehen hier auch auf einer höheren Kulturstufe. Ein 
Gebiet von solcher Anmut hat das Gebirge nicht mehr aufzu- 
weisen, wenngleich es noch manch ein liebliches Tal von ähnlicher 
Vegetation und Naturschönheit in sich birgt. In Kaschmir wird 
eine Ziegenart gezüchtet, deren seidenweiches Haar zur Herstellung 
der weltberühmten Kaschmirschals verwendet wird. Auch Teppiche, 
Seidenwaren, Rosenöl, Waffen u. a. bilden Erzeugnisse des 
regen Handels, dessen Wege vor allem nach Indien führen. In 
der Hauptstadt des Landes, Srinagar (100000 Einw.), sind auch 
die erwähnten Zweige des Gewerbes vertreten. Sie hat eine 
herrliche Umgebung. Im Palast zu Srinagar wohnt der Herrscher 
des Landes (der Fürst oder Maharadscha), der seinen Untertanen 
gegenüber unumschränkte Gewalt hat, den Engländern aber tribut- 
pslichtig ist. Im östlichen Gebiete Kaschmirs ist Leh im oberen
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.