Full text: Bodenständiger Unterricht

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Fast auf jedem Spaziergange haben wir Gelegenheit, zu be- Jungen, 
obachten, wie das fließende Wasser sich Rinnsale und nach und nach ^Krüche. 
Flußbetten ausgewaschen hat, die es bei starkem Gefälle ziemlich 
schnell auch in harten Untergrund scharfkantig einschneidet, bei frisch 
ausgeschütteter Erde an Dämmen aber in großer Zahl ausspült. 
Die Schüler müssen darauf achtgeben, daß manchmal in einer 
einzigen Nacht %—1 m tiefe, ziemlich breite Furchen entstehen, die, 
wenn man sie nicht ausbessert, schnell tiefer und breiter werden, 
immer weiter rückwärts greifen und so schließlich den ganzen Weg 
oder Damm durchqueren und durchbrechen können. 
Wenn die Schüler das mehrfach selbst gesehen und darauf ge- 
merkt haben, wie das Wasser, besonders auf weichem Untergrunde 
und bei starkem Gefälle, an unfern Höhenzügen tiefe Täler erzeugt 
hat, dann ist ihnen die Entstehung des Durchbruchs der Weser in 
der Porta durch das Wesergebirge, der Elbe durch das Elbsandstein- 
gebirge und der Donau beim Eisernen Tor, des Rheins durch das 
Rheinische Schiefergebirge und ähnlicher Fluß-Durchbrüche und -Durch- 
fägungen bald klar zu machen, zumal dann, wenn sich die Schüler 
kleine Nachbildungen von Teichen oder Wasseraufstauungen anlegen, 
an der Umrandung eine kleine Vertiefung machen, fo eine Abfluß- 
stelle schaffen und dann beobachten, wie sich diese Abflußstelle ver- 
hältnismäßig fchnell vertieft und vergrößert; dann finden sie die groß- 
artigen Klammen in den Alpen und die Canons in Amerika, die bis 
zu 1800 m tiefen, engen und senkrechten Schluchten, als das Ergebnis 
einer vieltaufendjährigen ungestörten Arbeit des Wassers begreiflich. 
Die Schüler beachten an den heimatlichen Bächen, Werre und Aa, Schlangen- 
daß sich die Sand- und Schlammhaufen regelmäßig an der Innen- der Müsse! 
feite der Flußbiegungen ablagern; 
daß gegenüber die stärkste Strömung und damit die größte Kraft 
des fließenden Wassers angreist und die Ufer unterwäscht und 
fortreißt; 
daß also der Fluß da, wo der Boden hier weich, da härter 
ist, ziemlich schnell seinen Lauf ändert, indem er an 
den weichen die Erde schneller sortspült, die Biegungen 
nach außen hin vergrößert und so seine Windungen und 
Schlingen immer länger macht, wenn ihm nicht durch 
harte, felsige User oder durch künstliche Uferbefestigung 
Einhalt geboten wird; 
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