Schluß.
Deutschlands Stellung in der Weltwirtschaft.
Wir haben im Verlaufe unserer ganzen Betrachtungen einen Überblick über
die wichtigsten Waren des Welthandels, ihre Erzeugungs- und Verbrauchsländer
und die Wege, auf denen sie befördert werden, gewonnen und dabei nach Mög-
lichkeit den Vergleich mit deutschen Verhältnissen aufgestellt, so daß sich die
Stellung unseres Vaterlandes in der Weltwirtschaft jetzt in wenige Sätze
zusammenfassen läßt.
Unsere Landwirtschaft vermag heute und auch noch in absehbarer Zeit
unsern Bedarf an den Hauptnahrungsmitteln Roggen und Kartoffeln, sowie
an dem Futtermittel Hafer selbst zu decken, im Bezüge von Weizen und Gerste
sind wir bei weitem nicht so abhängig vom Auslande wie England; auch von
unserem Bedarf an Fleisch können wir dank unserer heutigen Viehzucht den
größten Teil selbst erzeugen. Dadurch sparen wir nicht allein die großen
Summen für ausländische Lebensmittel, dadurch stellen wir vor allem auch
unsere Wehrkraft auf eine ganz andere Grundlage, da die Gefahr des „Aus-
hungerns" durch Abschneiden der Zufuhrwege fast unmöglich ist.
Abhängig vom Auslande sind wir dagegen fast ganz in dem Bezüge unserer
Genußmittel, wie Kaffee, Kakao, Tee, Tabak usw. Hier ist es die Ausgabe
unserer Kolonialpolitik, in unsern Schutzgebieten nach Möglichkeit den Anbau
zu fördern. (Näheres hierüber vgl. Osbahr-Eckardt, Abschnitt Kolonien.)
Für die Industrie hat sich in der Weltwirtschaft der Grundsatz der
„Arbeitsteilung" in weitgehendem Maße durchgesetzt. Dasjenige Land, das
bestimmte Waren infolge seiner natürlichen Verhältnisse am billigsten herzustellen
vermag, wird der Lieferant der anderen Staaten, die dadurch ihre Arbeitskraft
auf solche Industriezweige stärker verlegen können, in denen bei ihnen günstige
Bedingungen vorliegen.
Aus diesem Grunde hat sich Deutschland auch nicht vom Weltverkehr
abgeschlossen, sondern erstrebt einen immer größeren Anteil daran mit dem
Erfolge, daß sich unser Volkswohlstand seit unserer Beteiligung am Weltverkehr
in großem Umfange (1870) in ungeahntem Maße gehoben hat. Sollte indes
eine ausländische Industrie derart beschaffen sein, daß sie große Kreise deutscher
Gewerbtätigkeit vernichten würde, dann wird ihre Konkurrenz durch Schutzzölle
abgeschwächt. Die Veranlassung zu diesen Zöllen ist somit der „Schutz der
nationalen Arbeit".
Auf diese Weise ist es uns gelungen, dank des deutschen Fleißes und der
deutschen Intelligenz eine führende Stellung in der Eisen-, elektrischen und