Full text: Geographisches Quellenlesebuch der außereuropäischen Erdteile

Wir waren kaum in das Lager zurückgekehrt, als es zu dämmern begann 
und ein starker Regen einsetzte. So mußte der Abstieg am folgenden 
Morgen bei nur 8 Grad Celsius auf schlüpfrigen Pfaden unternommen 
werden. Aber wie strahlend hoben sich aus den das Tal umhüllenden 
Nebelschleiern hei Tagesanbruch die Gipfel des Karissimbi und des 
Mikano gegen die blutrot aufgehende Sonne ab, beide im Neuschnee 
prangend! 
6. Aus Deutsch-Südwestafrika*. 
a) Pflanzen- und Tierwelt. 
Die Pflanzenwelt Deutsch-Siidwestafrikas ist im Verhältnis zur Größe 
des Landes nicht besonders reich. Der Küstenstreifen, die sandige Namib, 
ist fast ohne jede Vegetation. Die Regenarmut macht eine zusammen¬ 
hängende Pflanzendecke unmöglich. Die wenigen niedrigen Wüsten¬ 
pflanzen verschwinden ganz in dem Landschaftsbild. Nur in den Flu߬ 
tälern, in denen, wie oben gesagt, das Wasser unter der Oberfläche 
weiterfließt, läßt sich ein stärkerer Pflanzenwuchs erkennen. Diese eigent¬ 
liche Wüstenvegetation wird im Osten durch einen Gürtel von spärlichem 
Graswuchs abgeschlossen. In dieser Übergangszone zur Vegetation des 
Rinnenlandes wächst auch eine eigentümliche Pflanze, die Welwitschia 
mirabilis, ein niedriges, korkiges Gewächs mit zwei Meter langen, glän¬ 
zendgrünen, am Boden hingerollten Blättern, ferner eine \rt Kürbis, 
deren Früchte den Eingeborenen vielfach zur Nahrung dienen. Nach 
Osten und Nordosten hin nimmt die Vegetation zu. Zunächst schließt 
sich eine Grassteppe an, ab und zu mit Dornbüschen, Tamarisken, Eben¬ 
holz, Akazienarten, Aloe und Euphorbien durchsetzt. In den Flußtälern 
haben wir Galerie- und Tunnelwälder. Der Norden des Schutzgebietes 
hat seinem Klima gemäß eine tropische Vegetation (Affenbrotbäume, 
Palmen usw.). Die Hochflächen etwas südlicher weisen einen sehr üppigen 
Graswuchs auf, den die trockene Luft zu einem prächtigen Viehfutter 
gedeihen läßt. Die Steppen des Damara- oder Hererolandes sind beson¬ 
ders gute Weideplätze. Der Graswuchs stellt hier nicht eine große 
Fläche dar, das Gras wächst vielmehr in einzelnen Büscheln. Weiter 
nach Osten hin nimmt die Vegetation des Hererolandes mehr den Cha¬ 
rakter einer Buschsavanne an. Auf den Hochflächen des Groß-Nama- 
landes ist dem geringen Niederschlag entsprechend die Pflanzenwelt sehr 
* Junker, Deutsche Kolonien. Kösel, Kempten. 
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