Full text: Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht

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Neuerung und sagten: „der Kriegessold sei eine Last für das 
Volk; die alten Soldaten, welche unentgeldlich gedient hätten, 
würden es nicht zugeben, daß man die neuen auf ihre Kosten 
bezahle." Als aber die Patricier zur Besoldung der Soldaten 
sich selbst große Steuern ausiegten, und die reichen Plebejer ih- 
rem Beispiele folgten, so hörte das Murren auf, und der Krieg 
begann. In diesem Kriege unternahmen die Römer zum ersten 
Male eine förmliche Belagerung in großartiger Weise, und 
setzten diese Belagerung auch den Winter über fort. Zu 
dem Zwecke wurden Zelte zu Winterquartieren erbauet. Ein 
Damm mit hölzernen Wänden wurde vor den Mauern von Veji 
aufgeführt, und auf demselben Sturmdächer errichtet. Allein die 
Vejer vertheidigten sich tapfer, und der Krieg zog sich sehr in 
die Länge. Nach manchen harten Unfällen ernannten endlich die 
Römer im zehnten Jahre der Belagerung den M. Furius 
E'amillus zum Dictator, und seitdem wurde der Krieg mit 
größerer Kraft und glücklicherem Erfolge geführt. Mit einer 
großen Streitmacht griff er zuerst die Bundesgenossen der Vejer, 
die Falisker und Capenater, an und schlug sie entscheideud. Dann 
rückte er vor Veji selbst und betrieb die Belagerung mit großem 
Eifer. Er ließ einen unterirdischen Gang unter der Mauer her 
graben, welcher in das Innere der Burg führen sollte. Tag 
und Nacht, ohne Unterlaß, wurde hieran gearbeitet; man wußte, 
daß Veji's Untergang nahe sei. Selbst der Glaube an Weissa¬ 
gungen und Vorbedeutungen war hierbei von Einfluß für die 
Römer. Ein gefangen genommener etruseischer Seher hatte 
nämlich in Rom vor dem Senate erklärt: „die Schicksalsbücher 
von Veji lehrten, so lange der Albanersee überströme, werde Veji 
unüberwindlich sein; wenn sein Wasser das Meer erreiche, werde 
Rom untergehen." Inmitten des Krieges begannen nun die Römer 
mit Beihülfe ihrer latinischen Bundesgenossen und etruseischer 
Werkmeister die überströmende Flut des Sees durch einen dreitau- 
sendsiebenhundert Fuß langen, sechs Fuß hohen und viertehalb Fuß 
breiten Abzugökanal (emissarwis) einzudämmen. Jetzt hielt man die 
Einnahme der Stadt für gewiß, und als auch bereits die Mine bis 
unter die Burg fortgeführt war, ließ der Dictator beim Senate 
anfragen, wie es mit der Beute gehalten werden sollte. Es 
wurde beschlossen, diese unter das Heer und alle diejenigen, welche
	        
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