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bat. Diese erhielt er in Ravenna, wo er noch achtzehn Jahre
von römischem Gnadenbrod lebte und in trauriger Ruhmlosig¬
keit sein Leben beschloß.
Nicht lange nachher wurde auch Arminius ein Opfer der
inneren Zwietracht unter den Cheruskern. Er fiel durch den
Verrath seiner Verwandten, die, eifersüchtig ans seinen Ruhm,
ihm Streben nach Alleinherrschaft vorwarfen.
Arminius war der Retter Germaniens und der Erhalter
deutscher Sitte und Art. Von ihm urthcilt ein römischer Ge¬
schichtsschreiber: „Ohne Zweifel war er der Befreier Germa¬
niens, der nicht wie andere Könige und Feldherrn das römi¬
sche Volk in seinen Anfängen, sondern in seiner ganzen Macht¬
herrlichkeit bekämpft hat, der zwar in Schlachten nicht immer
sieghaft, im Kriege aber unbesiegt war. Er siarb im 37. Jahre
seines Lebens, im zwölften seiner Feldherrnmacht. Noch wird
er bei seinem Volke in Liedern gefeiert*)."
XXX.
Tiberius Claudius Nero.
(14-37 n. Ehr.)
Augustus hatte dem Tiberins die Nachfolge gesichert. Als
sich der Senat beeilte ihm die Herrschaft zu übertragen, wei¬
gerte er sich Anfangs, sie zu übernehmen, und lehnte mit heuch¬
lerischer Demuth und Höflichkeit die dargebotene Kaiserwürde
ab. Aber die Senatoren kannten seinen heuchlerischen und
versteckten Character und ließen mit Bitten und Schmeicheleien
nicht ab, bis er die Herrschaft übernahm. Nachdem die Ver¬
götterung des Augustus, durch welche dieser den Göttern zuge-
*) In der neuesten Zeit ist dem Arminius auf einem Hügel (der
Grootenburg) der Lippischcn Berge ein Standbild errichtet worden.