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Einleitung.
tor gerade vor die Sonne zu stehen kommt. Dann haben alle
Orte der Erde gleiche Tage und Nachte. Deswegen werden auch
diese Punkte die Nachtgleichen genannt oder Aequinoctia.
Sie treffen, der eine zwischen dem 20. und 22. Marz, der andere
den 23. September. Der erste ist für uns Frühlingsanfang und
heißt Frühling snachtgleiche, Frühlingsaquinoctium;
der andere Herbstanfang, und heißt deswegen Herbstnachtgleiche,
Herbstaquinoctium. Auf der andern Seite des Aequators
ist es umgekehrt.
Im §. 6. ist die kleinste Entfernung der Erde von der
Sonne auf 19,800,000, die größte auf 20,487,000 und die mitt¬
lere auf 20 Millionen Meilen angegeben. Nach neuern Beobach¬
tungen aber ist die mittlere Entfernung 20,300,000, die kleinste
20 Millionen und die größte 20,600,000 Meilen, nach Andern die
mittlere Entfernung 20,612,500 oder auch 20,660,000 M. Die
ganze Bahn betragt nach Einigen 127, nach Andern 129 und nach
Andern 131 Millionen Meilen, welche die Erde in einem Jahre
vollendet, dessen Lange zu 365 Tagen, 48 Minuten 48 Sekunden
angenommen wird.
§. 11. Die Sonne, der Centralkörpcr unsers Weltsystems,
ist die Quelle des Lichts und der Warme nicht allein für die Erde,
sondern für alle Planeten unsers Systems. Ihr Durchmesser be¬
tragt 194,000, ihr Umfang 611,000 M., ihre Oberflache 118
Millionen QM. und ihr körperlicher Inhalt 3825 Billionen M.,
wonach sie unsere Erde an körperlicher Größe über 1,400,000 mal
übertrifft. Sie ist so groß, daß die Erde sammt dem Monde mit¬
ten in sie hineingestellt werden, und daß dieser bei seiner jetzigen
Entfernung von der Erde, nicht nur bequem um sie herumlaufen
könnte, sondern daß auch noch jenseits der Mondbahn bis zum
äußersten Rande der Sonne, Raum genug übrig bleiben würde,
um noch 25 Erdkugeln in einer Reihe hinter einander zu stellen.
Dem ersten Anschein nach müßte man glauben, daß die Sonne
ein wirklich brennender Körper sey; allein in neuern Zeiten ist man
von dieser Meinung zurückgekommen, und glaubt, daß die Sonne
an sich ein dunkler Körper ist, jedoch in eine ungeheure Masse von
Licht eingehüllt, welches sie fortdauernd aus dem im Welträume
verbreiteten Aether an sich zieht und verdichtet, wodurch sie fähig
wird, die Planeten zu erleuchten und Warme auf ihnen zu ent¬
wickeln. Die Warme strömt nicht von der Sonne her, also von
Außen in die Erde und in die irdischen Körper hinein; sondern
die Sonnenstrahlen besitzen bloß das Vermögen, den Warmestoff,
der bereits in der Erde und ihren Körpern liegt, frei zu machen
und gleichsam hervorzulocken. Wo sie keinen oder wenig Wärme-
stoff antreffen, oder wo ihnen das Freimachen desselben nicht ge¬
lingt, da erwärmen sie auch nur wenig oder gar nicht. Daß die