6
„Sie sinkt — sie schwingt mit BlitzesschncÑc
„Sich aus der Freudcnlast hinan —
„Sinkt wieder/ betet tief die Quelle
„Der Schöpfung / ihren Schöpfer an;
„Frohlocket ihm mit Dankgesang,
„Mit Preis gen Auf- und Niedergang.
Das sind freilich eben nicht immer die gewöhnlichen
Empfindungen der Menschen, wenn sie Erd und Himmel
anschauen. Ein Mensch ohne Ueberlegung merkt nur dar¬
auf was nächst um ihn ist, und so weit es ihm für seine
niedrigsten Bedürfnisse dient. Er betrachtet die Erde nicht
anders, als den Boden seines Zimmers, oder seiner
Stube; beide dienen ihm, darauf herumzutreten — die
Sonne bei Tag nichts anders, als eine Kerze oder Lampe
bei Nacht; beide leuchten ihm, daß er sehen möge.
Seine Gedanken sind so enge beisammen, als sein Körper,
sein Wohnort, sein Haus und seine Feldgrnnde. Aber
der Mensch mit Beobachtung und Ueberlegung richtet
seinen Blick weiter, betrachtet den großen Raum um
sich her, der von dem tiefsten Abgrunde des Meeres bis
zur höchsten Höhe des Himmels reicht; bemerkt darin
die endlosen Reihen, die Wohlthätigkeit und Vrauchbar-
ikeit der Geschöpfe, mit denen er auf allen Seiten um-
geben ist.
Da erhöhet, erweitert sich seine Seele.
Ein großes Reich scheint ihm in dem ungeheuern
Raume, wie ein Sandkorn — die Erde selbst, wie ein
Punkt. Er staunt es an, wundert und freut sich, in dem
großen Wohn- und Gotteshause zu leben, alle seine
Zierden übersehen, so viel Angenehmes und Nutzbares mit
gebrauchen und mit genießen zu können, und erhebt sich
von dem Anschauen und der Bewunderung des Gebäudes
zur Kenntniß und Bewunderung des großen mächtigen
Baumeisters, seines Gottes empor.