Full text: Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands

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auch hebt, so bewegt er doch fast niemals die Flügel, sichtbar. Mit dem 
schärfsten Fernrohr kann man seine Bewegung nicht entdecken, nur den 
Hals sieht man ihn verschiedentlich schwanken. Selbst wenn er aufwärts 
fliegt, scheint er die Flügel nicht zu regen, sondern nur anders zu stellen; 
in schiefer Richtung steigt er dann ebenso ruhig und gleichmäßig empor wie 
ein Papierdrache. 
99. Der Ltraus;. 
Der Strauß, der in den sandigen Wüsten Asrika's und Arabiens 
wohnt, ist der größte jetzt lebende Vögel. Knochen von größeren untergegan¬ 
genen Vögeln hat man besonders aus Madagascar gefunden. Er erreicht 
eine Körperlänge von acht Fuß und ein Gewicht von 90 Pfund und ist 
dabei so stark, daß er einen leichten Menschen tragen kann. 
Er lebt in großen Herden in den Wüsten seines angegebenen 
Vaterlandes, die er mit solcher Gewandtheit durchläuft, daß ihn das 
schnellste Pferd nicht 
einholen würde, wenn 
er dessen Ausdauer 
hätte. Sein Lauf ist 
der Art, daß dem 
Menschen, welcher auf 
ihm reitet, fast der 
Athem benommen 
wird. Er nährt sich 
beinahe nur von 
Pflanzen und hat einen 
sehr stumpfen Ge¬ 
schmack, denn er ver¬ 
schluckt ohne Auswahl 
auch thierische und 
mineralische Massen, 
bloß um seinen un¬ 
geheuren Magen da¬ 
mit auszufüllen. So 
tödtcte man einen, 
indem man ihm ungelöschten Kalk zu fressen gab. Sein Nest ist eine 
bloße Vertiefung, in welcher die große Zahl von 30 bis 40 Eiern auf 
der Spitze stehen, damit sie den möglichst geringen Raum einnehmen. 
Diese Eier werden von mehreren Weibchen gemeinschaftlich gelegt und 
gewöhnlich am Tage auch abwechselnd von ihnen bebrütet; nur des 
Nachts brütet der Hahn, um die kleineren Raubthiere abzuhalten, die 
er im Stande ist, mit einem kräftigen Schlage seiner gewaltigen Füße zu 
tödten. Rings um das Nest werden noch überzählige Eier gelegt, welche 
von den Alten beim Auskricchen der Jungen zerschlagen werden sollen, 
um dem zarten Magen derselben eine nahrhafte Speise geben zu können.
	        
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