Full text: Der katholische Volksschüler in der Oberklasse

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Roms Bischöfe hatten eben deshalb vor allen andern den Vor¬ 
rang; ihrer Stimme gehorchten von jeher alle Gläubigen. Schon 
in den ältesten Zeiten unterwarf sich in Glaubenssachen Alles ihrem 
Ausspruch. Die uneinigen Corinther wendeten sich an den Papst 
Clemens, als den Nachfolger des heiligen Petrus, statt nach dem viel 
näheren Ephesus, foo doch damals noch der heilige Johannes 
lebte. Der heilige Ignatius nennt die Kirche von Rom die 
Vorsteherin des Liebesbundes, d. h. der ganzen Christen¬ 
heit. Im zweiten Jahrhundert schon schrieb der heilige IrenäuS, 
Bischof von Lyon: „Die römische Kirche ist die größte, älteste, 
allgemein bekannte, mit welcher sich wegen ihres besondern Vorzuges 
alle Kirchen vereinigen müssen." Der heilige Hieronymus er¬ 
klärt: „Nur der ist mein Mann, der es mit dem Stuhl Petri hält." 
Als die Bischöfe auf dem Concilium zu Chalcedon die Entscheidung 
des Papstes Leo erhielten, riesen sie einmüthig: „Dies ist der Glaube 
der Väter, der Apostel, der unsrige! Petrus hat durch Leo 
gesprochen; so haben die Apostel gelehrt!" 
Also haben die Christen es zu allen Zeiten gehalten; sie haben den 
Papst als das sichtbare Oberhaupt der Kirche verehrt, und seinen 
Entscheidungen in Dingen des Glaubens und der Sitten Gehorsam 
geleistet. Die Päpste aber waren die Väter der Christenheit, der 
Völker und der Fürsten; sie sorgten für die Gläubigen, schützten die 
Unschuld, züchtigten den Sünder, hoben den Gefallenen auf und 
sorgten unter dem Beistände des heiligen Geistes dafür, daß die 
Lehre Jesu rein und unverfälscht erhalten wurde. 
25. Die Christenverfolgungen. 
Die Christen wurden in der ersten Zeit von den Heiden wenig 
beachtet; als aber ihre Zahl von Tag zu Tag sich mehrte und die 
Tempel der Götzen allmählig leer standen, wurden die heidnischen Prie¬ 
ster für ihre Religion besorgt. — AM Haß und Furcht traten sie gegen 
die Anhänger Jesu auf, und bald gelang es ihnen, ihre Besorgnisse 
dem Volke sowohl, als auch den Gewalthabern mitzutheilen, indem 
sie die Religion der Christen als staatsgefährlich schilderten und den 
Christen allerlei Verbrechen andichteten. Man fieng daher an, die 
Anhänger der neuen Lehre zu verfolgen, und da diese, gerade 
dieser Verfolgungen wegen, in nächtlicher Stille ihre Gottesdienste 
hielten, gab dieses auf's Neue Veranlassung zu allerlei Mißdeutungen, 
Verläumdungen und Lügen, und man sagte den Christen endlich sogar 
nach, daß bei ihren heimlichen Zusammenkünften ein Kind geschlachtet 
werde, worauf man sein Fleisch esse und sein Blut trinke. In so 
schrecklicher Weise entstellten die Heiden den Genuß des heiligen 
Abendmahles.
	        
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