Vili. Italien.
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das Meer. Schnell folgen nun auf einander Avitus, Majorianus,
und einige andre, von dem in römischen Kriegsdiensten stehenden
Sueven Ricimer gehoben und gestürzt, welcher selbst 2 Jahre ohne
Titel die Regierung führte. Zuletzt als auch Anthemius, welchen
der oströmische Hof ernannt hatte, wieder gefallen, ernannte Ri¬
cimer den Olybrius, starb aber mit diesem in dem nemlichen Jahre
473. Vergebens suchten sich Glycerius und Julius Nepos zu be¬
haupten; sie müssen dem Orestes, Statthalter in Pannonien, wei¬
chen, welcher seinen Sohn Romulus Augustulus zum Kaiser er¬
nennt, 475. Die Heruler aber und Rugier (wahrscheinlich aus
Pommern), Miethsvölker der Römer, nicht zufrieden mit ihrem
Solde, verlangen den dritten Theil aller Ländereien Italiens, und
auf die Weigerung des Orestes wird dieser von dem Anführer der
Heruler, Odoacer, geschlagen und getödtet, Romulus Augustulus
aber seiner Jugend wegen verschont und in eine Festung gesperrt
476. Odoacer nahm den Titel eines Königs von Italien an.
Zehn Jahre spater ging mit Syagrius, dem letzten Feldherrn der
Römer in Gallien, welcher 486 von Chlodowig bei Soissons
geschlagen ward, auch der letzte Schatten der römischen Herr¬
schaft unter.
II. Neuere Geschichte Italiens, vom Unter gange des
weströmischen Reichs bis auf die jetzige Zeit.
Mit dem Untergange des weströmischen Reiches waren die
Drangsale des unglücklichen Italiens noch lange nicht beendigt.
Das Reich der Heruler war von kurzer Dauer; mit Odoacer hatte
es 476 begonnen und verschwand mit ihm 493. Theodorich oder
Dietrich, König der Ostgothen in Ungarn, an der Donau und
Save, war als Knabe in Konstantinopel erzogen worden und er¬
griff begierig den Wunsch des Kaisers Zeno, Italien von den Heru¬
lern zu befreien. An der Spitze seines ganzen Volkes zog er 489
nach Italien, siegte und belagerte Odoacer 3 Jahre in Ravenna;
der Tod seines Feindes gab ihm die Herrschaft über Italien. Ohne
selbst gelehrte Kenntnisse zu besitzen schätzte Theodorich die Gelehr¬
samkeit; mit Weisheit und Mäßigkeit herrschte er über Sieger
und Besiegte, und behauptete ein großes Ansehen unter allen Für¬
sten germanischen Stammes, welche damals die verschiedenen
Theile des ehemaligen römischen Reiches besaßen. Er ward allge¬
mein bewundert und geehrt *), und Italien hatte lange nicht so
glückliche Zeiten gesehen, als unter ihm. Aber mit seinem Tode
ging die Herrschaft der Gothen bald wieder verloren. Der oftrö-
*) Sehr wahrscheinlich ist Thcodorich im Nibelungenliede unter dem Na¬
men Dietrich von Bern (Verona) gemeint.
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