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würde, irgend einem Menschen mehr etwaS zu steh¬
len. — (
NiklaS dffnet eben die Thür, siebt die Gestorbene,
erschrickt, und läuft wieder ans der Stube. Rudi aber,
der ihn sah, dachte: Lienhard wolle ihm etwas sagen
lasten; läuft dem Knaben nach und fragt ihn, was er
wolle?.
„Nichts, nichts," antwortete Niklas, „nur mich
„mit dem Rubelt lustig machen, hätte ich wollen —
aber er betet jetzt." —
Rudi. Das macht nichts, er ist bald fertig, wenn
du -u ihm willst.
Niklas. Laß ihn doch auf die Gasse.
Rudi. ES ist ja so kalt auf der Gasse; komm zu
ihm in die Stube.
Niklas. Ich mag nicht, Rudi; laß ihn nur auf
einen Augenblick hinunter.
Rudi. Ich mag's wohl leiden.
NiklaS ging jetzt mit dem Rudi bis an die Stu¬
benthür, und rief dem Nudelt: „komm doch einen Au¬
genblick mit mir auf die Gaffel"
Rudeli. Ich mag jetzt nicht. Man nimmt mir
sie ja fort; dann komme ich nicht mehr zu ihr in mei¬
nem Leben.
Niklas. Nur einen Augenblick!
Rudi. Gehe dech einen Augenblick, und sieh, waS
er will.
Der Rudeli geht zu ihm hinaus. Niklas steckt ihm
das Brod in die Tasche und läuft fort.
Der Rudeli ruft ihm nach: „danke doch deinem
„Vater und deiner Mutter!"
Niklas kehrt sich um und sagt: „schweig doch, es
„muß Niemand wissen," und lauft wie ein Pfeil um
die Hausecke herum.
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Lise ging indessen allgemach in ihrem Schritte in's
obere Dorf zu des Margen Betel! — er stand eben am
Fenster.
Lise winkt ihm, und or schleicht still aus der Stube
zu ihr hinunter. —