Full text: Bitte! Bitte! liebe Mutter! lieber Vater! guter Onkel! beste Tante! schenke mir dies allerliebste Buch mit den schönen ausgemalten Kupfern und den vielen hübschen Erzählungen

—145 
54. Das mitleidige Maͤdchen und der haͤß— 
liche Hund. 
Die kleine Mathilde war an einem schoͤden Som⸗ 
mermorgen mit ihrer Mutter ausgefahren, und der 
Wagen, mit zwei muthigen Pferden bespaunt, war eben 
an eine Bruͤcke gekommen, als ein großer Volkéhaufen, 
der sich auf der Bruͤcke versammelt hatte, ihre Aufmerk⸗ 
samkeit auf sich zog. Es waren mehrere Straßenjun⸗ 
gen, die einen kleinen haͤßlichen Pudel an einen Strick 
gebunden hatten, und ihn nun unter lautem Geschrei 
und Lachen der gefuͤhllosen Zuschauer an den Rand der 
Bruͤcke schleppten, um ihn in's Wasser zu werfen. 
Nachdem Mathilde ihre Mutter um Erlaubniß ge⸗ 
beten, fragte sie die Jungen, ob sie ihr nicht etwa den 
Hund verkaufen wollten. Die Jungen lachten ihr in's 
Gesicht und sagten: „fuͤr zwei Schillinge sollte sie das 
garstige Vieh haben.“ Mathilde sah bittend ihre Mut⸗ 
ter an, die so guͤtig war, die zwei Schillinge fuͤr sie 
zu bezahlen und zu erlauben, daß sie den Hund in die 
Kutsche nehmen durfte. Kaum hatten die Knaben den 
Hund hineingelangt, als der Wagen davon fuhr, aber 
noch von Ferne hoͤrte Mathilde das Gelaͤchter der 
Straßenjungen, welche sie fuͤr gewaltig dumm hielten, 
einen so haͤßlichen Hund gekauft zu haben. 
Alle Dienstboten im Hause ihrer Mutter waren 
derselben Meinung, aber Mathilde ließ sich ihr Mitleid 
gegen den armen Hund nicht leid thun. 3 ihm 
des Morgens etwas Milch von ihrem Fruhstuͤck und 
des Mittags einige Kartoffeln und Schwarzbrod wo⸗ 
durch das kleine Thier sich so an sie gewoͤhnte daß es 
2 ihr 
qa
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.