Full text: Badisches Realienbuch

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Steuerleute und Kapitäne. Durch einen 3—4 km breiten Sund wird Rügen, die 
größte und schönste Insel Deutschlands, vom Festlande getrennt. Überall dringt 
das Meer in die Insel ein und bildet daher viele Halbinseln und Landzungen. Die 
Hauptstadt ist Bergen, der Glanzpunkt die Stubbenkammer, ein steiler, 120 m 
hoher Kreidefelsen. Sein Gipfel, der Königs stuhl, gewährt eine 40 km weite 
Aussicht über das Meer. Etwa 15 Minuten westlich von der Stubbenkammer 
findet man in einem prächtigen Buchenwalde den „Herthasee". Ein 15 m 
hoher Erdwall und mehrere in der Nähe gefundene Opfersteine deuten darauf 
hin, daß sich hier ehemals eine heidnische Opferstätte befand. In neuester Zeit 
ist Rügen ein beliebter Sommeraufenthaltsort der Berliner geworden. Badeörter 
sind Saßnitz und Putbus. 
In dem Küstenlande Mecklenburgs, das neben fruchtbarem Marschboden doch 
auch viel sandigen Boden aufzuweisen hat, find die Bewohner vorzugsweise auf 
Handel und Seefahrt hingewiesen. 
Die wichtigsten Seehandelsstädte sind Wismar und Rostock (65 T.) mit dem Vorhafen 
Warnemünde. In Rostock wurde Blücher geboren, dem dort ein Standbild errichtet ist. 
An der Trave liegt die ehemalige Königin des Hansabundes, die freie Reichsstadt Lübeck 
(100 T.). Als zur Zeit der Hansa in dem großen Saale sich die Vertreter aller der Hansa 
angehörenden Städte versammelten, zählte die Stadt 100 000 Einwohner. Allein seit der 
Entdeckung Amerikas ist Lübecks Handel vorwiegend auf die Ostsee beschränkt. Durch Ver¬ 
besserung des Unterlaufs der Tratte und Anlegung des kostspieligen Elbe-Travekanals 
(25 Mill. Mark) hofft man den Verkehr wieder zu heben. 
6. Der Schleswig-Holsteinische Landrücken. In Schleswig-Holstein wendet 
sich der Landrücken allmählich nach Norden. Der lieblichste Teil ist die „Holsteinische 
Schweiz" mit ihren schönen Seen (Plöner See), den prächtigen Buchen- und 
Eichenwäldern. Die Hüpel treten dicht an die Ostsee heran. Infolge der geringen 
Höhe ist der Lehmboden fruchtbar. Schleswig-Holstein ist mit Mecklenburg das 
beste Getreideland Deutschlands. Die Felder sind hier wie auch vielfach 
in der Mitte der Halbinsel mit sogenannten Knicks umgeben. Das sind grüne 
Hecken, die auf Erdwällen stehen und zur Einfriedigung der Äcker und zum 
Schutze des Viehes gegen die rauhen Winde dienen sollen. Von Zeit zu Zeit 
wird das Buschwerk geknickt, d. h. abgehauen, daher der Name. Wichtig sind die 
zahlreichen Meeresbuchten (Föhrden) an der Ostküste, die meist sehr tief in das 
Land einschneiden. Daher liegt auch am Ende jeder Bucht eine größere Stadt: 
Kiel (215 T., Universität), Eüernsörde, Schleswig, Flensburg (65 T.). 
Die Kieler Bucht ist der wichtigste deutsche Kriegshafen der Ostsee. Er erstreckt sich 
15 km landeinwärts und hat eine Tiefe von 9—11 m. Der Hafen ist 1866 für die deutsche 
Flotte hergestellt, und seitdem ist Kiel eine echte Marinestadt geworden. Überall sieht 
man Matrosen in ihren blauen Jacken mit dem breiten Kragen. Weithin hört man den 
Hammerschlag von den Werften und den schrillen Pfiff der Bootsmannspfeife. An den 
Übungstagen erzittern vom gewaltigen Donner der Kanonen Türen und Fenster in der Stadt. 
Auf den kaiserlichen Schiffswerften werden große Panzerschiffe erbaut, in den Trockendocks 
schadhafte Schiffe ausgebessert. 
Der 1895 eröffnete Kaiser Wilhelms-Kanal, der die Elbmündung mit 
dem Kieler Hafen verbindet, ist von großer Bedeutung für unsere Marine und unseren 
Handel. (Vorteil für Kiel; Nachteil für Lübeck.) 
Den Vorsprung nordöstlich von Flensburg bildet die Halbinsel „Sundewitt" 
mit den Düppeler Schanzen. Gegenüber liegt die Insel Alsen mit Sonder-
	        
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