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IX. Der Acker und seine Bearbeitung rc.
Roggen- und Kartoffelboden. Er ist leicht zu bearbeiten, erwärmt sich
bald und läßt das Wasser schnell durch; daher bezeichnen ihn die
Bauern mit dem Namen „trockener" Boden. Für ihn paßt eine
weniger tiefe Bearbeitung, eine leichte, aber dafür öfters wiederkehrende
Düngung mit verrottetem Stallmist oder Gülle.
Der Kalkboden. Der Kalk kommt in der Natur meist in Ver¬
bindung mit der Kohlensäure (Kalkstein) oder mit der Schwefelsäure
(Gips) vor, teils ganze Felspartien und Lager bildend, teils als feine
Körner im Boden verteilt. In der Landwirtschaft kann man in der
Regel nicht von einem eigentlichen Kalkboden, sondern nur von kalk¬
haltigem Boden und Mergelboden sprechen. Die Fruchtbarkeit
des kalkhaltigen Bodens richtet sich mehr nach den übrigen Bodenbe¬
standteilen. Sind diese hauptsächlich Sand, so erhöht der Kalk nur noch
die schlimmen Eigenschaften des Sandbodens, während er im Ton- und
Lehmboden durch seine lockernde und wärmende Kraft sehr wohltätig
wirkt. Einen solchen Boden lieben neben der Weinrebe vornehmlich
die schmetterlingsblütigen Pflanzen: Klee, Esparsette, Luzerne, Erbsen,
Bohnen und Wicken. Bei Kalkmangel wirkt Kalkdüngung vorzüglich.
Der Mergel enthält neben Kalk hauptsächlich Ton und Sand.
Ist der Kalk darin vorherrschend, so heißt er Kalkmergel, waltet
aber der Ton vor, so ist es ein Tonmergel. Er verleiht der Erde
namentlich die guten Eigenschaften eines kalkhaltigen Bodens.
Der Humus entsteht durch eine langsame Verwesung pflanzlicher
und tierischer Stoffe. Geht diese Verwesung bei ungehindertem Luft¬
zutritt vor sich, so bildet sich der milde Humus, im Gegensatz zum
sauren Humus oder Torf. Der milde Humus findet sich fast in allen
Bodenarten vor, gibt denselben die schwarze Farbe und liefert den
Pflanzen die Hauptnahrungsstoffe. Wir führen unsern Wiesen und
Feldern im Stallmist und Kompost den meisten Humus zu.
In größeren Massen tritt der Humus in den Torfmooren als
Torf auf. Dieser entsteht beim Hinzutritt von Wasser durch die lang¬
same Verwesung von Sumpfpflanzen, wobei sich eine eigentümliche
Säure, die Humussäure, entwickelt, die dann auch dem Boden den
Namen und die Eigenschaften des „sauren" Humus gibt. Ist dieser
Boden als Torf ein sehr geschütztes Brennmaterial, so ist er dafür in
der Landwirtschaft von geringer Bedeutung und kann nur durch eine
Entsäuerung mittels Entwässerung, Erdmischungen oder Überstreuen
mit Kalk in einen milden und so auch fruchtbaren Humusboden um¬
gewandelt werden. Nach d. Thurgauer Lesebuch.
155. Die Lockerung des Bodens.
„Gut gepflügt ist halb gedüngt," sagt der erfahrene
Bauersmann. Und wer es versteht, der Natur in ihre stille Werkstatt
zu schauen und sie bei ihrem heimlichen Werk zu beobachten, der weiß
auch, warum. Wohl müht sich der-rechtschaffene Landmann im Schweiße
seines Angesichts, seinen Acker zu bestellen, und mancher meint wunder,