Zur Cinffilmmg.
Wenn ich mich anschicke, zu der Unter stufe der Lern- und Ar¬
beitsschule, wie ich sie mir denke, hier meine Ansichten, Erfahrungen,
Vorschläge usw. niederzulegen, so muß ich, ehe ich in die Sache eintrete,
doch einiges vorausschicken.
Es gehen über die Schule der Zukunft die Meinungen noch so sehr
auseinander, daß man tatsächlich manchmal daran zweifeln möchte, ob über¬
haupt nicht alles das, was wir, die gemäßigten Reformer, ge¬
schaffen, nicht gar bald wieder zerdrückt, unterdrückt, vernichtet werde. Trotz
Lehrerversammlungs- und Lehrervereins-Majoritätsbeschluß! Was ist das: In
Berlin beschließt die Vertreterschaft der deutschen Lehrer die Arbeitsschule,
nachdem sie Dr. E. Webers in München famosen Vortrag angehört, beschließt
die Arbeitsschule trotz mancher Quertreibereien schlecht oder gar nicht infor¬
mierter, vor allem praktisch absolut nichtssagender Räsonnier-Pädagogen, und
in anderen Versammlungen wird dann wieder festgelegt: Mit eurer Arbeits¬
schule ist's nichts! Welche Widersprüche! Wohin soll das führen?! Und dann
geht man von der Versammlung nach Hause, stolz, wieder einmal die Stürmer
und Dränger aus dem Felde geschlagen zu haben. Dann wird der Dieg am
Biertisch begossen. Und dann geht's in der Schulstube in dem alten
Tretmühlentempo weiter, bis man usw. Nun ja, das ist so, das darf aber
nicht so bleiben! Ich möchte aber die Bestrebung auf irgend einem Gebiete
deutscher Kultur und deutschen Kulturfortschrittes wissen, der es nicht auch
so gegangen ist. Und das beruhigt mich!
Aber es ist auch noch etwas andres, was uns noch mehr beruhigen muß:
daß die Zahl der Feinde eines gesunden Fortschrittes unserer deutschen Schule
eine verhältnismäßig nicht gar zu große ist. Ich will mich hiermit ganz
vorsichtig ausgedrückt haben. Ich weiß ganz genau, daß die Zahl der Feinde,
nicht klein ist, und wenn ich zu diesen Feinden auch die Blasierten, die Lauen,
die Gleichgültigen, die Satten und dergleichen rechne, dann ist sie noch größer.
Ohne Zweifel! Aber sie wachsen uns nimmermehr über den Kopf zusammen!
Absolut nicht! Mögen sie schreien, die Herren Schreier, die Seinig-Charlotten-
burg meint (siehe „Anweisungen" I, S. 17: Wortrausch!), wenn er von
Rednern spricht, deren Absicht ist, die Hörer berauschen zu wollen, damit
diese dann mit lebhaftem Händeklatschen einer Sache zujubeln, die der von