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sogar einen Regenschirm kann in seinem Laden bekommen, wer blanke
Nupies (1 Rupie = 1,30 Mark) aufzählt.
Und nun ins Tal hinab! Rechts und links an der Straße, die sich
in vielen Windungen am Berge entlangzieht, schauen aus dem Grün
der mächtigen Bananenblätter die kleinen Christendörfer hervor, nicht runde,
grane Heidenhütten, sondern meist weiß und bunt getünchte, viereckige Häus¬
chen mit einer kleinen Veranda davor. Am Tage sind nur die kleinen
Kinder und einige Frauen zn Hause, denn die Leute sind auf dem Felde
zur Arbeit. Sie hacken ihren Mais nnb bewässern ihn, sie bauen Tabak
und Zuckerrohr, der Hirt weidet die Herde, die Frauen suchen Brennholz.
Abends kehren sie heim. Doch in der Zeit, wo der Mais reis wird,
müssen sie oft die ganze Nacht draußen wachen, um die wilden Schweine
zu verjagen, die die Pflanzung verwüsten.
Die Sonne geht unter, die Abendglocke läutet. Aus seinem Esel
kommt der Missionar von einen: Besuch in den Heidendörfern heimgeritten.
Dumpf dröhnt das Stampfen der Frauen, die im großen Holzmörser den
Mais für die Abendmahlzeit zerkleinern. Selbst nach Feierabend ruht
noch nicht alle Arbeit. In der Schule versauuneln sich erwachsene Heiden,
um Lesen und Schreiben zu lernen. In der Kirche übt der vierstimmige
Chor seine Lieder. Dann wird alles still. Nur unten im Tal rauscht
der Fluß, und drüben im Heidendors ruft die Trommel zu wildem Tanze.
Um 9 Uhr bläst der schwarze Trompeter oben bei der Kirche nach allen
Seiten: „Müde bin ich, geh' zur Ruh'"'. Das hallt über die Missions¬
station und die Christendörfer. In den Häusern sammeln sich die Be¬
wohner zum Abendgebet, und bald schläft alles in Frieden.
Missionsinspektor Trittelvitz (Sammlung kolonialer Lesestücke).