Full text: [Theil 3, [Schülerbd.]] (Theil 3, [Schülerbd.])

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eine deutsche Erde und an einen deutschen Himmel nicht entgehen, 
und dieser Gedanke scheint in ihm die Sehnsucht erhalten 311 müssen 
zu der Welt seiner Gebiert und die Liebe zu dem Boden seines 
Vaterlandes. gnnnd) fu¡¡c«. 
135. Der niedersächsische Volköstamm. 
Innerhalb des norddeutschen Tieflands, westlich non der Elbe 
an, wohnen die Nachkommen des niedersächsischen Stammes, der 
südlich bis in die zunächst angrenzenden Gebirgslandschaften, nörd¬ 
lich bis zu dem Küstensaum der Friesen, nordöstlich bis zu der Eider 
und dem Dannewerk, den alten Grenzen der Dänen gegen die 
Deutschen, und westlich bis nahe an den Rhein in der Ebene, seinem 
Lieblingsaufenthalte, ausgebreitet saß. Kenntlich als ein Stamm 
durch die niederdeutsche Sprache, wenngleich ste in mehrere Mund¬ 
arten zerfällt, hat er zugleich mancherlei eigenthümliche Sitten und 
Einrichtungen bewahrt. So erinnert uns sogleich beim Eintritte in 
diese Gegenden noch heute das westfälische Ballerhaus daran, daß 
wir uns in dem alten Sachsenlande Definben — ein großes, ein¬ 
stöckiges Giebelhaus, seiner bedeutenden Länge nach gewöhnlich in 
drei Theile getheilt. In der Mitte der Giebelseite, durch ein großes 
Thor kenntlich, ist die Einfahrt, welche unmittelbar auf die Tenne 
führt. Von da wird die Ernte aus dem Speicher bis zum Dache 
untergebracht. Rechts und links der breiten Einfahrt sind die Plätze 
für das Vieh abgesondert, welches mit den Köpfen'nach innen steht. 
Die Wohnungen befinden sich entweder neben den Viehställen an 
den beiden seitlichen Abtheilungen, oder es ist hinten, am Ende der 
Einfahrt, noch eine vierte Abtheilung angebracht, welche durch die 
ganze Breite des Hauses geht. Die Küche im Hintergründe des 
mittleren Raumes ist häufig offen und ohne Schornstein. „Die 
Wohnung eines gemeinen Bauern," sagt Justus Möser, der aus¬ 
gezeichnete Verfasser der osnabrückischen Geschichte, der Geschichte 
seines Vaterlandes, „ist in ihrem Plane so vollkommen, daß solche 
gar keiner Verbesserung fähig ist und zum Muster dienen kann. 
Der Herd ist fast in der Mitte des Hauses und so angelegt, daß 
die Frau, welche bei demselben sitzt, zu gleicher Zeit alles übersehen 
kann. Ein so großer und bequemer Gesichtspunkt ist in keiner andern 
Art von Gebäuden. Ohne von ihrem Stuhle aufzustehen, übersieht 
sie zu gleicher Zeit drei Thüren, dankt denen, die hereinkommen, 
heißt sie bei sich niedersetzen, behält ihre Kinder und ihr Gesinde, 
ihre Pferde und Kühe im Auge, hütet Keller, Boden und Kammer, 
spinnt immerfort und kocht dabei. Ihre Schlafstelle ist hinter diesem 
Feuer, und sie behält aus derselben eben diese große Aussicht, sieht 
ihr Gesinde zur Arbeit aufstehen und sich niederlegen, das Feuer 
anbrennen und verlöschen und alle Thüren auf- und zugehen, hört 
ihr Vieh fressen, die Weberin schlagen und beachtet Keller, Boden 
und Kammer. Jede zufällige Arbeit bleibt in der Kette der übrigen. 
Sowie das Vieh gefüttert und die Dresche gewandt ist, ruht sie
	        
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