Full text: (Prosa) (Teil 7 - 9 in 1 Bande, [Schülerband])

d.h. wie faßt er des Lebens Wert, des Lebens Forderung, des Lebens 
Glück? 
Man wäre versucht, aus manchen Äußerungen früherer und auch 
späterer Zeit seines Lebens zu schließen, daß ihm das arkadische Glück 
des Landwirtes am höchsten erschienen. 1847 schreibt er: 
„Daß ich es nicht unbedingt für ein Glück halte, Beamter und selbst Minister 
zu sein, daß es mir ebenso respektabel erscheint, Korn zu bauen als Verfügungen zu 
schreiben, daß mein Ehrgeiz mehr darnach strebt, nicht zu gehorchen, als zu befehlen; 
das sind facta, für die ich außer meinem Geschmack keine Ursache anzuführen weiß, 
indessen dem ist so." 
Zu aller Zeit hat er ferner bitter geklagt über die politischen 
Scherereien, über die jänimerlichsten persönlichsten Eitelkeiten und In¬ 
triguen, so daß ihm immer wieder „durch alle politischen, bösen Wetter 
hindurch ein unabhängiges Familienleben auf dem Lande vorschwebt"; 
wohl ist es ihm, als ob er Gott, den Seinen und sich selbst fremd 
werde, als ob kein Ton, der einem gefallen möchte, noch auf der ver¬ 
stimmten Seelen-Klaviatur sich finde, als ob dem Leben, das er führe, 
das sonntägliche Element fehle; denn er verlangt einen Tropfen Him¬ 
melsruhe für das fieberheiße Durcheinander, etwas Feiertag in diese 
Werkstatt, wo Lüge und Leidenschaft rastlos auf den Amboß mensch¬ 
lichen Unverstandes hämmern. So nennt er die Politik ein undankbares 
Geschäft, beruhend auf Vermutungen und Zufällen. — Auch sagt er 
früh: „Der Mensch sucht vergeblich sein Glück, so lange er es außer 
sich sucht." Er weiß, daß des Glückes Feinde im eigenen Innern wohnen, 
so daß Mißtrauen, die bitterste schrecklichste Qual, nichts anderes ist 
als der Zweifel, die erste Saat alles Bösen, angewandt auf den 
Verkehr der Menschen untereinander, die Quelle fast jeder Bitterkeit 
und Feindschaft. Er kämpft in sich grundsätzlich gegen jede düstere 
Ansicht der Zukunft, weil er weiß: 
„Jede menschliche Natur will ihre bestimmte Konsumtion von Kummer und Sorge 
haben, je nach der Konstitution, und bleiben die reellen aus, so muß die Phantasie 
welche schaffen; kann sie das nicht, so grämt man sich aus Weltschmerz, aus allgemeiner, 
unverstandener Weinerlichkeit." 
Er nennt ein sentimentales Gedicht geradezu ein feiges Gedicht 
und hält ihm entgegen den Vers des Reiterliedes: 
„Und setzet ihr nicht das Leben ein, 
Nie wird euch das Leben gewonnen sein" 
und erläutert es in seiner Weise also: 
Neuland. VII—IX in 1 Bande. 
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