Full text: Mittelstufe, Oberabteilung, (3. Klasse der Berliner Gemeindeschule) (Teil 3, [Schülerband])

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den Helm in den Kopf, dessen Spitze manches Jahr darin stecken blieb, 
davon ward er der Markgraf „mit dem Pfeile“ genannt. Auch von 
seinen Mannen wurden in jenem Kampfe viele verwundet, viele 
getötet. So konnte er nichts ausrichten und zog wieder heimwärts. 
Die Magdeburger aber verfolgten ihn und verheerten die Mark weit 
und breit. 
Otto starb in einem hohen Alter und ward in dem Kloster zu 
Chorin, nicht weit von Eberswalde, bestattet. 
Richard Schillmann. 
156. Martgraf Waldemar. 
Der berühmteste unter den Anhaltinern nach Albrecht dem Bären 
war Waldemar, der Neffe von Otto mit dem Pfeile. Unter ihm 
erreichte die Mark Brandenburg die weiteste Ausdehnung. Er trieb 
die Polen über die Weichsel zurück und entriß ihnen weite Land— 
strecken mit der Stadt Danzig. Als die Stadt Stralsund in Pommern 
von vielen Feinden bedroht war, eilte er ihr mit Heeresmacht zu 
Hilfe. Dafür machte der Herzog von Mecklenburg einen Einfall in 
die Mark. Sofort trat ihm Waldemar entgegen und griff ihn bei 
dem Städtchen Gransee an, obgleich die Zahl seiner Reiter viel 
kleiner war, als die des Mecklenburgers. Hier wurde von beiden 
Seiten mit Heftigkeit gestritten. Waldemar kämpfte heldenmütig 
den Seinen voran. Da wurde sein Roß von einem Lanzenstoße 
durchbohrt; es stürzte und fiel auf den Reiter. Als das die Mecklen— 
burger bemerkten, eilten sie herbei, nahmen ihm Schwert und Helm, 
während er sich nicht rühren konnte, und wollten ihn als Gefangenen 
fortführen. Die Brandenburger aber stürzten mit wildem Feld— 
geschrei hinzu, befreiten ihren Markgrafen, halfen ihm auf ein Pferd 
und führten ihn zu den Seinen zurück. Der Kampf entbrannte aufs 
neue. Ein Brandenburger von gewaltiger Kraft bemerkte den Herzog 
von Mecklenburg im Gewühl, erreichte ihn und versetzte ihm mit 
seiner Streitaxt einen so mächtigen Hieb über den Helm, daß der 
Herzog besinnungslos vom Pferde stürzte. Er wäre gefangen ge— 
nommen worden, wenn ihn die Seinen nicht gerettet hätten. Bis in 
den dunklen Abend hinein tobte die Schlacht. Der Verlust war auf 
beiden Seiten sehr groß, aber für die weniger zahlreichen Branden— 
burger empfindlicher. In der Nacht traten dieselben daher den Rück— 
zug an, so daß sich die Mecklenburger den Sieg zuschreiben konnten, 
weil sie auf dem Schlachtfelde geblieben waren. Aber sie schlossen
	        
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