Die Ägypter.
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Ehren (Gottkönigtun^)). Dem unumschränkten Herrscher standen die
Priester als Ratgeber zur Seite; außerdem wirkten sie als Richter, Ge-
lehrte, Künstler und Erzieher des Volkes.
Geschichte.
a) Das alte Reich. Wir haben zunächst die Entstehung von Gaufürsten-
tümern anzunehmen, die sich allmählich zu zwei Staaten, einem Nord-
und einem Süd staat, zusammenschlössen; Mittelpunkt des ersteren war
Memphis, des letzteren Theben. Die Vereinigung beider Landesteile
zu einem Gesamtreich ging von Unterägypten aus und wird dem
König Menes zugeschrieben. Seitdem tragen die ägyptischen Herrscher bor 3000
die weißrote Doppelkrone. Da sie sich als Grabstätten die Pyramiden ,
erbauten, nennt man jene Epoche die Pyramidenzeit.^Dann 'erfölMb
eine neue Zusammenfassung der Einzelstaaten unter thebanischenum2000
Herrschern. Der Pyramidenbau wurde eingestellt und dafür die Anlage
der unterirdischen Felsengräber betrieben. In bezug auf Kunst und
Wissenschaft bezeichnet man diese Periode als klassische. In jene Zeit
fällt wohl auch der Aufenthalt der Kinder I s r a e l in der Provinz Gosen
(östlich vom Nildelta).
b) Das neue Reich brachte die höchste Machtentfaltung nach außen.
Tatkräftige Könige, wie Thutmosis III., drangen siegreich nilaufwärts um 1450
nach Nubien sowie nordostwärts bis an den Enphrat vor. Dabei schmückten
sie, wie Amenophis III. (Memnonssäulen), ihre Residenzen mit Pracht- um 1400
vollen Kunstbauten und Denkmälern. Diese Glanzzeit erreichte ihren
Höhepunkt unter Ramses II. (von den Griechen Sesostris genannt). Nu-um 1300
bien, Phönicien, Cypern und Teile von Syrien erkannten die ägyptische
Oberhoheit an. Ein schwunghafter Handel mit den genannten Ländern
sowie mit Kyrene, Arabien und Persien brachte ungeheure Reichtümer
ins Niltal, die man teilweise zur Förderung der Künste und Wissenschaften
teilweise wieder zur Anlage neuer Handelswege verwendete; so soll sich
Ramses II. mit dem Plane getragen haben, den Nil mit dem Roten Meere
durch einen Kanal zu verbinden.
c) Die Zeit des Verfalls. Vom Ausgang des 12. Jahrhunderts an
verlor Ägypten allen Einfluß auf den Gang der Weltgeschichte. Nubien,
Palästina.und Syrien fielen vom Reiche ab und Oberägypten geriet
unter die Herrschaft der Athiopen, so daß der Regierungssitz der einhei¬
mischen Könige wieder nilabwärts nach Memphis verlegt werden
mußte. Mit assyrischer Hilfe konnte man endlich die Athiopen zurückdrängen;
dafür wurde Ägypten unter Assarhaddon eine assyrische Provinz. Psam-
x) Diese Auffassung des Königtums eigneten sich in der Folgezeit sowohl Alexan-
der d. Gr. und seine Nachfolger, die Diadochen, als auch die späteren römischen Kaiser an.