128 Kampf um die Ostmark.
kommen (1848 und 1863), die mit Waffengewalt niedergeschlagen werden mußten.
Und die Polengefahr in den Gstmarken nimmt nicht ab, fondern steigt fortwährend höher.
Ihre Ursachen. Die Seelenzahl der slawischen Bevölkerung wächst unaufhörlich,
viel schneller als die der Deutschen. Das liegt besonders daran, daß aus Rußland und
Österreich ständig Slawen einwandern. Dies wieder hat feine Hauptursache in der
wirtschaftlichen Entwicklung. Polnische und deutsche Landarbeiter strömen aus dem
Osten in die Industriebezirke Deuschlands ab. Dafür drängen aus dem slawischen
Hinterlande Polen nach. Huf allen großen Gütern des deutschen Ostens herrscht Kr-
beitermangel. Ihm wußte man nur abzuhelfen, daß man russische und österreichische
Slawen herbeizog („Sachsengänger"). Nicht alle kehren nach der „Saisonarbeit" in
ihre Heimat zurück.
Das Anwachsen der Gefahr, wie nun die slawische Flut zunimmt, so wächst
auch die polnische Gefahr. Immer erdrückender wird das Polentum in der Ostmark.
Selbst in rein deutschen Gegenden, wo nur Polen in größeren Massen zusammen-
geströmt sind, in der Reichshauptstadt, in Westfalen, im Rheinlande, fordern sie pol¬
nischen Gottesdienst und womöglich polnische Schulen. Ruch solche slawische Volks-
fplitter, die früher niemals an eine großpolnifche Bewegung dachten, werden von
polnischen Kufwieglern gegen die Deutschen aufgehetzt, so die TTTafuren in Oftpreußen,
die Kassuben in Westpreußen und Pommern und die „Wasserpolaken" in Schlesien.
Überall dringen die Polen vor und zwingen die Deutschen zur Kbwehr.
Der Kampf gegen die Gefahr. Der preußische Staat kann dieser Gefahr
nicht müßig zuschauen. Mitten im Frieden muß er einen stillen, aber entschlossenen
Kampf führen, um das Deutschtum zu schützen und zu stärkett; es ist ein Kampf
um den Boden und ein Kampf um die deutsche Sprache, hunderte von Millionen
hat der Staat schon aufgewandt, um große Güter, womöglich aus polnischen Händen,
zu kaufen und darauf deutsche Bauern anzusiedeln. Der Kampf um die Sprache
wird hauptsächlich in der Schule geführt; denn „wer die Jugend hat, der hat die
Zukunft". (Ein treffliches Mittel, um die Polen an die deutsche Sprache und Jucht
ZU gewöhnen, ist ferner der Militärdienst. HIs eine wichtige Pflanzstätte deutscher
Bildung und. Gesittung wurde während unseres Kaisers Regierung eine deusche Hka»
demie in Posen gegründet. — Aber die Anstrengungen der Regierung können nur
dann zum Ziele führen, wenn auch alle Deutschen in der Ostmark ihre Pflicht tun:
wenn sie so opferwillig und begeistert für ihr Volkstum kämpfen, fo treu aus¬
harren und fo einmütig zusammenhalten — wie die Polen.
„Das höchste Heil des Mannes ist sein Volk;
das höchste heil des Volkes ist sein Recht;
des Volkes Seele lebt in seiner Sprache.
Dem Volk, dem Recht und unsrer Sprache treu,
fand uns der Tag, soll jeder Tag uns finden."