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ehedem Mittelpunkt für den deutschen Handel mit Hand¬
schriften war.
Der steigende Wohlstand der mittelalterlichen Städte
kam in besonderer Weise der Entwicklung der Kunst zu¬
gute. Kirchen in Simmem, St. Goar, Trier, Andernach, Linz,
Bonn, Xanten und Cöln (St. Ursula, St. Severin, Minoriten¬
kirche u. a.) erregen noch heute Bewunderung. Als die
schönsten Denkmäler der westdeutschen Bil dschnitzer-
schule zu Calcar am Niederrhein gelten unstreitig die
herrlichen Schnitzereien in der Nikolaikirche zu Calcar.
Sieben große Altäre, der Hochaltar mit bemalten Flügeln
von Jan Joest, herrliches Chorgestühl u. a. fesseln das Auge
des Beschauers. Für die Malerei der damaligen Zeit war
die Cölner Malerschule tonangebend. Meister Wil¬
helm wird um 1380 ,,der beste Maler in den deutschen Lan¬
den“ genannt, und Meister Stephan Lochners Dombild gilt
als eine Perle der Malerkunst. Stephan Lochner stammte
aus Meersburg am Bodensee. Im Jahre 1442 erscheint er
zuerst in Cöln, 1448 war er Vertreter der Malerzunft im
Rat. Er starb 1451. Außer dem Dombilde stammen von
Lochner die Madonna mit dem Veilchen (Erzbischöfl. Mu¬
seum in Cöln), die Darstellung im Tempel, 1447 (Darm¬
städter Museum), ein großer Kruzifixus mit Heiligen (Ger¬
man, Museum in Nürnberg). Auch die Madonna in der
Rosenlaube und der Muschel-Metternich-Altar (beide im
Cölner Städt. Museum) werden ihm zugeschrieben. Von
der mehr übersinnlichen Auffassung des Meisters Wilhelm
führte Lochner die Cölner Malerschule zu einer gewissen
Realistik: er stellte in seinen Bildern die Menschen seiner
Zeit dar mit ihrem starken Selbstbewußtsein, das sich vor
allem in ihrer reichen Gewandung äußert. Die Werke der
Cölner Malerschule schmückten zahlreiche rheinische
Kirchen und Altäre und dienten bis hinab zu den Nieder¬
landen als Muster. Auf die oberdeutschen Maler erlangten
die Cölner Einfluß durch Martin Schongauer, der in Cöln
seine Kunst erlernte, aber auch von den Niederländern be¬
einflußt wurde. Auf Albrecht Dürer wirkte sie durch sei¬
nen Lehrer Wohlgemuth, der in den Anfängen seiner Kunst
von ihr beeinflußt war. Die im nördlichen Seitenschiff des
Cölner Domes (1507/09) errichteten herrlichen Glasfenster
erregen als Muster künstlerischer Glasmalerei die verdiente