fullscreen: Heimatgeschichte der Rheinprovinz

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Völkerfrühling. Nach der Julirevolution kam es zu einigen 
Arbeitertumulten in Aachen, Elberfeld u. a. 0. des Bergi- 
schen Landes. Die Ursache dazu war neben der allgemeinen 
Abneigung des arbeitenden Volkes über die Mahl- und 
Schlachtsteuer vornehmlich die Unzufriedenheit der Fabrik¬ 
arbeiter über die Einführung der Maschinenarbeit, über 
Arbeiterentlassungen und Lohnabzüge, Es waren also mehr 
wirtschaftliche als politische Gründe, die diese Unruhen 
herbeiführten. Im übrigen blieb die Julirevolution am Rhein 
wirkungslos. Der Cölner Kirchenstreit von 1837 trug auch 
zur Erregung der Gemüter nicht unwesentlich bei, und die 
stete Furcht, das liebgewonnene französische Recht verlieren 
zu müssen, gab dem Freiheitsstreben am Rhein neue Nah¬ 
rung, Wenn auch die liberalen kaufmännischen Kreise, die 
in Preußen den Begründer des Zollvereins verehrten, einen 
engen Anschluß an das große Staatsganze erstrebten, so 
befanden auch sie sich doch vorläufig noch in der Opposi¬ 
tionsstellung zur preußischen Regierung, Sie wünschten ein 
Aufgehen der Rheinprovinz in den preußischen Staat, aber 
unter Beteiligung des Bürgertums an der Gesetzgebung. 
Der im Jahre 1840 drohende Krieg mit Frankreich löste 
am Rhein eine lebhaft aufflammende patriotische Begeiste¬ 
rung aus, und Nikolaus Beckers feuriges Rheinlied ,,Sie sol¬ 
len ihn nicht haben den freien deutschen Rhein“ war dem 
Rheinländer aus der Seele geschrieben. Diese patriotische 
Begeisterung war zum großen Teile auf die Hoffnung ge¬ 
gründet, die der Regierungsantritt Friedrich Wilhelms IV. 
erweckte. Der neue König besaß für das Rheinland viel 
Zuneigung. Von ihm erwartete man eine rasche Lösung der 
Verfassungsfrage, und die Amnestie Arndts, seine begei¬ 
sternden Worte bei der Grundlegung zum Weiterbau des 
Cölner Domes sowie die Milderung der Preßzensur be¬ 
stärkten die Rheinländer in dieser Erwartung. Je mehr 
aber die Lösung der Verfassungsfrage ins Stocken geriet, 
desto mehr wuchs auch am Rhein die Unzufriedenheit des 
Volkes über getäuschte Hoffnungen. Diese Unzufriedenheit 
wurde noch in den Arbeiterkreisen durch die sich steigernde 
soziale Frage genährt, aus der man in den vierziger Jahren 
noch keinen Ausweg wußte, und unbesonnene Hetzer ver¬ 
standen es, den Unwillen des Volkes immer mehr zu schü¬ 
ren. Als nun im Februar 1848 in Paris eine neue Revolution
	        
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