Full text: Heimatgeschichte der Rheinprovinz

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Wettergott gilt Taranis, die Göttin der Heilquellen war 
Sirona, die Schutzgöttin der Pferde Epona. Träger der ge¬ 
samten geistigen Kultur waren die Priester. — Die keltische 
Kunst zeigt im Rheinlande eine Verschmelzung mit der 
griechischen, die wahrscheinlich über Massilia Eingang fand. 
Der im Bonner Provinzialmuseum aufbewahrte Goldschmuck 
von Waldalgesheim bei Bingen und der Obelisk von St. 
Goar (das älteste Steindenkmal des Rheinlandes) sind in 
ih ren Ornamenten stark griechisch beeinflußt. 
Trotz ihrer vorgeschrittenen Kultur mußten die Kelten 
seit etwa 500 den von Nordosten vordringenden Germanen 
weichen. In den Rheinlanden scheint die Keltenherrschaft 
schon bald ihr Ende erreicht zu haben. Seit dieser Zeit be¬ 
wohnten sie noch Gallien, Oberitalien und einzelne Striche 
südlich von der Donau, bis sie den Römern unterlagen. Die 
Germanen drangen im 2. vorchristlichen Jahrhundert west¬ 
wärts bis in die Moselgegend und südwärts bis zum Main 
vor. 
Die Germanen, wenigstens die Westgermanen, 
wurden von dieser vorwiegend keltischen Kultur nicht un¬ 
wesentlich beeinflußt. Nach Tacitus standen die Germanen 
seiner Zeit noch auf der Stufe der Feldgraswirtschaft. Ihre 
Wohnungen, die in Dörfern vereinigt, aber auch als Einzel¬ 
gehöfte verstreut lagen, waren Holzbauten, denen die mit 
Dünger belegten Wohngruben charakteristisch sind. Jede 
Wohnstätte war mit einem freien Raume umgeben, „sei es 
zi:r Sicherung gegen Feuersgefahr, oder weil sie des Bauens 
noch nicht recht kundig sind“. Zur Zeit des Krieges ver¬ 
ließen die Germanen ihre Wohnstätte und suchten teils in 
Wäldern, teils in Fluchtburgen (Ringwällen?) Schutz vor 
dem Feinde. Schutz des eigenen Herdes und der Sippe war 
die Pflicht des freien Germanen, und dieser Schutz forderte 
Krieg. Mit Stein-, Bronze- und Eisenwaffen führten die 
freien Männer Kampf gegen die Tiere des Urwaldes, Kampf 
aber auch gegen feindselige Menschen. Die Bestellung des 
Ackers und die Hausarbeiten besorgten Frauen undKnechte. 
An den Volksversammlungen, die über des Stammes Wohl 
und Wehe berieten, beteiligten sich nur die Freien. 
Auf den Höhen der Berge oder in den heiligen Hainen loder¬ 
ten Götteropfer und trugen zum Asgard, dem Sitze Wotans
	        
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