Full text: Heimatgeschichte der Rheinprovinz

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und seiner Sippe, die Bitte und den Dank des freien Ger¬ 
manen. Die großen Gräberfelder am Niederrhein (s. o.) 
hielt man bis vor nicht langer Zeit für ausschließlich ger¬ 
manisch. Das hat sich als Irrtum erwiesen. Unzweifelhaft 
germanische Flachgräber aber wurden bei Niederpleis, am 
Fliegenberge bei Altenrath und im Scheuerbusch bei Wahn 
nachgewiesen. 
Aus den zahlreichen Funden der vorgeschichtlichen und 
älteren geschichtlichen Zeit ergibt sich, daß ursprünglich die 
fruchtbaren Niederungen: der Trierer Talkessel, die Um¬ 
gebung von Coblenz, das Maifeld, das Neuwieder- und 
Linzerbecken und das Land am Niederrhein, soweit es von 
Überschwemmungen frei blieb, bewohnt, die unwirtlichen 
Höhen des Hunsrücks, der Eifel und des Westerwaldes aber 
der Kultur noch nicht erschlossen waren. Die Bodenerträge 
der kultivierten Gebiete waren jedenfalls fähig, ihre Be¬ 
wohner zu ernähren. Erst später, als bei zunehmender 
Bevölkerung der bisher bewirtschaftete Boden nicht mehr 
imstande war, seine Bewohner mit Lebensmitteln genügend 
zu versorgen, drang man in die bis dahin unkultivierten 
Teile des Landes allmählich vor. 
Schon lange bevor die Römer Gallien eroberten, stan¬ 
den die Kelten und Germanen am Rhein mit den Kultur¬ 
völkern des Altertums in Handelsbeziehungen. Griechische 
Kaufleute kamen von Massilia die Rhone hinauf an den 
Rhein, und etruskische Händler überstiegen die Alpen und 
gelangten rheinabwärts an den Mittelrhein und die Mosel. 
Durch das Tal der Dora Baltea führte aus Norditalien eine 
Straße über den Kleinen St. Bernard in das Tal der Isere, 
durch dieses die Rhone aufwärts zum Genfersee, von dort 
zum Neuenburger- und Bielersee die Aar abwärts an den 
Rhein zum heutigen Basel. Von hier zog sich eine westliche 
Straße nach Straßburg, von dort durch Lothringen nach 
Metz, durch das Saargebiet über den Hochwald nach Trier 
und dann durch die Eifel nach dem heutigen Cöln; von Cöln 
aus begleitete sie den Strom bis zur Nordsee *). Von Stra߬ 
burg aus führte eine östliche Straße rheinabwärts bis Kastei; 
1) Nach dem griechischen Geschichtsschreiber Polybius (210 
bis 127).
	        
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