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ab. »Hier ist er, sagte Eugen, noch gefärbt vom Blute der Feinde, 
und ich will ihn nicht wieder haben, wenn ich ihn nicht ferner für 
den Dienst Sr. Majestät gebrauchen soll.« — Die Nachricht von 
diesem strengen Verfahren verbreitete sich bald in der Hauptstadt; 
die Bürger versammelten sich um den Palast des Prinzen, schickten 
Abgeordnete an ihn und ließen ii)iu sagen, daß sie ihn mit Gefahr 
des Lebens vertheidigen würden. »Ich danke Euch für Euren Eifer 
und Eure Liebe, — antwortete Eugen den Abgeordneten ■— aber 
ich will keine andern Bürgen für meine Sicherheit, als die Recht¬ 
schaffenheit meines Betragens und die geringen Dienste, welche ich 
Sr. kais. Majestät geleistet habe. Sie ist zu erleuchtet, um nicht 
die Wahrheit von der Verläumdung zu unterscheiden, und zu billig, 
um mir nicht die Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, die man mir, 
»wie ich glaube, schuldig ist.« — Von diesem Tage an erhielt er das 
ganze Vertrauen des Kaisers wieder, und als seine Feinde in den 
Kaiser drangen, ihn vor den Hofkriegsrath zu laden, erwiderte er: 
»Gott sei vor, daß ich einen Prinzen als Verräther behandeln sollte, 
durch welchen der Himmel mich mit unverdienter Gnade überhäuft 
hat! Wie könnte er schuldig sein, beffen Gott sich bedienet hat, die 
Feinde Seines Sohnes zu züchtigen!« 
Wie Eugen unverbrüchlich treu war gegen seinen Kaiser, so war 
er es auch gegen seine Freunde, unter welchen wir besonders den 
britischen Helden, Herzog Marlborough, hervorheben. In Ge¬ 
meinschaft mit diesem trefflichen Manne besiegte er im Jahre 1704 
bei Höchstädt am linken Donauufer die vereinigten Franzosen und 
Baiern. Die Besiegten verloren 20,000 Mann Todte und 15,000 
Gefangene. Außerdem sielen alle Kriegskassen, 5300 Wagen, 117 
Kanonen und 300 Fahnen den Siegern in die Hände. 
Im Jahre 1706 führte Eugen eine der kühnsten und glänzend¬ 
sten Waffenthaten in Italien aus. Hier belagerten die Franzosen 
mit 38,000 Mann Tu ri n. Der Herzog von Savoyen, der die 
Vertheidigung seiner Residenz dem kaiserlichen Feldmarschall Daun 
überlassen, bat den Prinzen Eugen dringend um Hülfe. Aber dieser 
stand 50 Meilen entfernt, hatte nur ein kleines Heer, und zwischen 
ihm und Turin lagen die Franzosen. Dennoch wagte Eugen den 
gefährlichen Zug, setzte glücklich über alle Gewässer, und vereinte 
sich am 1. September mit -dem Herzoge. 
Die Feinde erstaunten über seine Ankunft, glaubten aber nicht, 
daß er mit seinen wenigen Truppen die Turins versuchen 
würde. Eines Morgens aber (7. Sept.) rückte er in voller Schlacht¬ 
ordnung an. Als er beim Rekognosciren von einer Anhöhe herab 
die unordentliche Bewegung im feindlichen Lager bemerkte, sagte er 
zum Herzoge von Savoyen: »Mich dünkt, diese Leute sind schon 
halb geschlagen.« Die Franzosen empfingen ihn mit einer heftigen 
Kanonade, die noch stärker wurde, je weiter sein Heer vordrang.
	        
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