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bilden endlose Schattengänge, und die silberhäutigen Birken kränzen den
Saum des Waldbaches. Nach Thomas.
227. Der Bergmönch im Harz.
Zwei Bergleute arbeiteten immer gemeinschaftlich. Einstmals, als
sie anfuhren und vor Ort kamen, sahen sie an ihrem Geleucht, dass sie
nicht genug Öl zu einer Schicht auf den Lampen hatten. „„Was fangen
wir da an?“ sprachen sie mit einander, „geht uns das Ol aus, so
dass wir im Dunkeln sollen zu Tage fahren, sind wir gewiss unglück-
lich, da der Schacht schon gefährlich ist. Fahren wir aber jetzt gleich
aus, um von Haus Öl zu holen, so straft uns der Steiger, und das
mit Lust, denn er ist uns nicht gut." Wie sie also besorgt standen,
sahen sie ganz fern in der Strecke ein Licht, das ihnen entgegen kam.
Anfangs freuten sie sich; als es aber näher kam, erschraken sie gewal-
tig, denn ein ungeheurer, riesengroßer Mann ging, ganz gebückt, in der
Strecke herauf. Er hatte eine große Kappe auf dem Kopfe nnd war
auch sonst wie ein Mönch angethan; in der Hand aber trug er ein
mächtiges Grubenlicht. Als er bis zu den beiden, die in Angst still
da standen, geschritten war, richtete er sich auf und sprach: „ Fürchtet
euch nicht, ich will euch kein Leids anthun, sondern vielmehr Gutes ! “
nahm ihr Geleucht und schüttete Ol von seiner Lampe darauf. Dann
aber ergriff er ihr Gezäh und arbeitete in einer Stunde mehr, als sie
sselbst in der ganzen Woche bei allem Fleiße herausgearbeitet hätten. Nun
sprach er: „Sagt's keinem Menschen je, dass ihr mich gesehen habt !“
und schlug zuletzt mit der Faust links an die Seitenwand; sie that sich
auseinander, und die Bergleute erblickten eine lange Strecke, ganz von
Gold und Silber schimmernd. Und weil der unerwartete Glanz ihre
Augen blendete, so wendeten sie sich ab; als sie aber wieder hinschauten,
war alles verschwunden. Hätten sie ihre Bilhacke (Hacke mit einem Beil)
oder sonst irgend einen Theil ihres Gezähes hineingeworfen, so wäre
die Strecke offen geblieben und ihnen viel Reichthum und Chre zuge-
kommen; aber so war es vorbei, wie sie die Augen abgewendet.
î_ Doch blieb ihnen auf ihrem Geleucht das Ol des Berggeistes, das
nicht abnahm und darum noch immer ein großer Vortheil war. Aber
nach Jahren, als sie einmal am Sonnabend mit ihren guten Freunden
im Wirtshause zechten und sich lustig machten, erzählten sie die ganze
Geschichte, und Montag morgens, als sie anfuhren, war kein Ol mehr
auf der Lampe, und sie mussten nun jedesmal wieder, wie die andern,
frisch aufschütten. Brüder Grimm.
228. Der Rosfstrapp.
Vor tausend und mehr Jahren, ehe noch die Raubritter die Hoym-
burg, Lauenburg, Stecklenburg und Winzenburg erbauten, war das Land
rings um den Harz von Riesen bewohnt, die Heiden und Zauberer