Full text: [Teil 5 = Kl. 3, 2 u. 1, [Schülerbd.]] (Teil 5 = Kl. 3, 2 u. 1, [Schülerbd.])

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Räten des Herzogs in Wolfenbüttel über die Herstellung des Friedens 
verhandelt hatte, damit umgehe, die Stadt an den Landesherrn zu 
verraten. Diese Mittel verfehlten ihre Wirkung nicht. Die Gunst, 
in welcher der Volksvertreter bisher beim Volke gestanden, fing 
an dahinzuschwinden. Und als nun ein aus der Stadt verbannter 
und eigenmächtig dahin zurückgekehrter Bürger, Autor Eimecke, 
wegen aufrührerischer Reden gegen den Rat verstrickt ward und 
auf der Folter bekannte, daß er von Brabant und seinen Genossen 
zu seinem ungebührlichen Auftreten angestiftet sei, kam es gegen 
diese zu wiederholten Straßenaufläufen. Am 3. September 1604 
rottete sich ein Pöbelhaufe vor dem Gasthofe zum Einhorn zu¬ 
sammen, wohin sich Brabant mit einigen seiner Freunde geflüchtet 
hatte. Man wollte die „Schelme und Stadtverräter“ dingfest machen. 
Zwar gelang es Brabant und einem anderen Stadthauptmann, 
Heinrich Depenau, sich durch einen Sprung von der Stadtmauer 
herab ins Freie zu retten, allein jener brach beim Herabspringen 
ein Bein und konnte nur mit Mühe von seinem Freunde und einem 
Leinweber, den sie vor den Toren trafen, bis nach Broitzen ge¬ 
schleppt werden. Hier verließ ihn Depenau, nachdem er ihn unter 
einem Busche verborgen hatte, mit dem Versprechen, ihm einen 
Wagen senden zu wollen, auf welchem er nach Wolfenbüttel ent¬ 
kommen könnte. Aber statt des rettenden Fuhrwerks erschienen 
am anderen Morgen die Häscher des Rates, denen jener Leinweber 
inzwischen das Versteck des Unglücklichen verraten hatte. Unter 
dem Geschrei der wütenden Menge brachte man ihn nach Braun¬ 
schweig zurück, wo alsbald gegen ihn und seine Genossen das 
Verhör begann. Mit unmenschlicher, ausgesuchter Grausamkeit 
verfuhr man gegen die Angeklagten. Nach heldenmütigem Wider¬ 
stände erpreßte die unerträgliche Qual der Tortur zuerst Brabant 
das Geständnis alles dessen, was man von ihm verlangte. Dann 
kam die Reihe an die übrigen Gefangenen. „Um der Wunden 
Jesu willen“, bat Zacharias Drösemann, der Kämmerer, ihn nur 
auf einen Augenblick aus den Händen der Marterknechte zu be¬ 
freien. Als die Richteherren, die während dieses Auftritts in einem 
oberen Gemache zechten und schmausten, halbtrunken herab¬ 
kamen, war Drösemann unter den Folterqualen verschieden. Er 
konnte sich glücklich preisen, denn ein noch furchtbareres Los 
wartete seines Leidensgefährten. Das gegen ihn gefällte Urteil 
lautete dahin, daß er „als Meineidiger, Aufrührer, Stadtverräter 
und des Teufels Bundesverwandter“ zwei Finger der rechten Hand 
verlieren, viermal mit glühenden Zangen angegriffen und alsdann 
gevierteilt, seine Eingeweide aber verbrannt werden sollten. Am 
17. September 1604 schleppte man den Unglücklichen zur Richt-
	        
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