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„In ergebenem Goltvertrauen setz' die Sporen ein und laß das wilde Roß des
Lebens mit Dir fliegen über Stock und Block, gefaßt daraus, den Hals zu brechen, aber
furchtlos, da Du doch einmal scheiden mußt von allem, was Dir auf Erden teuer ist,
und doch nicht auf ewig."
So war denn der Lebensnerv dieser glühenden Seele nicht idyl¬
lischer Friede, sondern Tätigkeit, ilampf. „Die Arbeit ist das, wozu
uns Gott angewiesen hat." Das ist bestimmend für ihn. „Wir sind nicht
aus dieser Welt, um glücklich zu sein und zu genießen, sondern um
unsere Schuldigkeit zu tun. Ohne Kamps kein Leben, ohne innere Kämpfe
kommen wir zuletzt beim Chinesentum an und versteinern."
20. Die Jubelfeier der Errichtung des Reiches.
(18. Januar 1896.)
Hans Delbrück.
„Ziehe deine Schuhe von deinen Füßen, denn der Ort, da du auf
stehst, ist ein heiliges Land" — so sprach Gott zu Moses, und das will
sagen: Tue heute ab alles, was werktäglich ist, lege Hammer und Hobel
beiseite, vergiß deinen Kummer und deine Sorgen, deinen Mißmut,
deine Unzufriedenheit, den Parteihader, die Vorwürfe nach rechts und
links, nach oben und unten, reinige dein Herz von allem Kleinen und
führe herauf die Gedanken der Größe und des Stolzes, denn der Tag,
den wir heute feiern, ist ein heiliges Fest.
Heute vor einem Vierteljahrhundert, an dem Tage der Königs¬
krönung seines Ahnen, proklamierte, siegreich und ehrwürdig unter
allem Volk, König Wilhelm die Wiederherstellung der deutschen Kaiser¬
würde und des Deutschen Reiches.
Hundert Jahre ist es her, da erzählte einer der Heroen unserer
Literatur, Wieland, er könne sich nicht entsinnen, daß er in seiner Jugend
das Wort „deutsch" jemals ehrenhalber habe aussprechen hören.
In demselben Jahre, in dem Wieland starb, 1813, wurde zum
erstenmal den Deutschen „die Wiedergeburt eines ehrwürdigen Reichs
aus dem ureigenen Geist des deutschen Volkes" verheißen; die Völker¬
schlacht bei Leipzig wurde geschlagen, und nach der letzten Nieder¬
werfung des furchtbaren Korsen in der Schlacht bei Belle-Alliance
setzte Gneisenau jenen Tagesbefehl an die preußische Arme auf, der
mit den Worten schloß: „Nie wird Preußen untergehen, wenn Eure
Söhne und Enkel Euch gleichen."