Full text: (Prosa) (Teil 7 - 9 in 1 Bande, [Schülerband])

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„In ergebenem Goltvertrauen setz' die Sporen ein und laß das wilde Roß des 
Lebens mit Dir fliegen über Stock und Block, gefaßt daraus, den Hals zu brechen, aber 
furchtlos, da Du doch einmal scheiden mußt von allem, was Dir auf Erden teuer ist, 
und doch nicht auf ewig." 
So war denn der Lebensnerv dieser glühenden Seele nicht idyl¬ 
lischer Friede, sondern Tätigkeit, ilampf. „Die Arbeit ist das, wozu 
uns Gott angewiesen hat." Das ist bestimmend für ihn. „Wir sind nicht 
aus dieser Welt, um glücklich zu sein und zu genießen, sondern um 
unsere Schuldigkeit zu tun. Ohne Kamps kein Leben, ohne innere Kämpfe 
kommen wir zuletzt beim Chinesentum an und versteinern." 
20. Die Jubelfeier der Errichtung des Reiches. 
(18. Januar 1896.) 
Hans Delbrück. 
„Ziehe deine Schuhe von deinen Füßen, denn der Ort, da du auf 
stehst, ist ein heiliges Land" — so sprach Gott zu Moses, und das will 
sagen: Tue heute ab alles, was werktäglich ist, lege Hammer und Hobel 
beiseite, vergiß deinen Kummer und deine Sorgen, deinen Mißmut, 
deine Unzufriedenheit, den Parteihader, die Vorwürfe nach rechts und 
links, nach oben und unten, reinige dein Herz von allem Kleinen und 
führe herauf die Gedanken der Größe und des Stolzes, denn der Tag, 
den wir heute feiern, ist ein heiliges Fest. 
Heute vor einem Vierteljahrhundert, an dem Tage der Königs¬ 
krönung seines Ahnen, proklamierte, siegreich und ehrwürdig unter 
allem Volk, König Wilhelm die Wiederherstellung der deutschen Kaiser¬ 
würde und des Deutschen Reiches. 
Hundert Jahre ist es her, da erzählte einer der Heroen unserer 
Literatur, Wieland, er könne sich nicht entsinnen, daß er in seiner Jugend 
das Wort „deutsch" jemals ehrenhalber habe aussprechen hören. 
In demselben Jahre, in dem Wieland starb, 1813, wurde zum 
erstenmal den Deutschen „die Wiedergeburt eines ehrwürdigen Reichs 
aus dem ureigenen Geist des deutschen Volkes" verheißen; die Völker¬ 
schlacht bei Leipzig wurde geschlagen, und nach der letzten Nieder¬ 
werfung des furchtbaren Korsen in der Schlacht bei Belle-Alliance 
setzte Gneisenau jenen Tagesbefehl an die preußische Arme auf, der 
mit den Worten schloß: „Nie wird Preußen untergehen, wenn Eure 
Söhne und Enkel Euch gleichen."
	        
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