Full text: [Abteilung 4 = Für Unter-Tertia, [Schülerband]] (Abteilung 4 = Für Unter-Tertia, [Schülerband])

Deutsche Kämpfe in Südwest. 
121 
Not aufgespart hatte. Als ich die Flasche absetzte, dachte ich, daß dies 
vielleicht mein letzter Trunk gewesen wäre, und dachte auch an meine 
Eltern. Ich meinte, daß der Feind ein wenig Luft holen und gleich im 
Sturm vordringen würde. 
Aber es geschah nichts. 
Da kam ein Oberleutnant, der zum Stabe gehörte, geduckt unsere 
Reihe entlang. Als er hinter mir war, kniete er da, tippte aus meinen 
Stiesel und sagte: „Gehen Sie zum General und melden Sie, daß wir 
nach meiner Schätzung etwa einen Kilometer von den letzten Wasser¬ 
löchern entfernt sind." 
Ich hob mich vorsichtig in die Knie und lief gebückt zurück und 
kam auf den Weg. An einem Termitenhaufen, der wohl drei Meter 
hoch war, mühten sich ein Arzt und ein Lazarettgehilse, einen Ver¬ 
wundeten vor dem Verbluten zu schützen; ich glaube aber, daß sie zu 
spät kamen: er lag wie ein Toter auf seiner roten dunkeln Decke. Dann 
sah ich den Ballon nicht weit vor mir. Darauf zu rannte ich über die 
Lichtung. 
Die langen Reihen der Ochsen, in Geschirren vor ihren Wagen, 
hoben die offenen Mäuler, witterten lechzend die Wasserlöcher und 
brüllten heiser. Die Kameraden an den Pferden und die bei den 
Wagen riefen mich mit trockener Stimme an: „Macht doch vorwärts, 
ihr Kerls, da vorne! Sind wir bald beim Wasser? Geht es vor¬ 
wärts?" Sie sahen mich aus tiefen, trockenen Augen an. Die Pserde- 
halter hatten ihre Mühe mit den verdurstenden Tieren, die in dichten 
Lausen standen, von Insekten umschwärmt und gepeinigt. Die Sonne 
glühte herab. Eine dicke, schrecklich dürre Staublust lag über dem 
ganzen Lager. 
Vor einem Lazarettwagen standen in weißen Mänteln die Ärzte 
um einen Tisch, auf dem einer lag. Ich wunderte mich, wie viele da 
schon im Schatten des Wagens lagen; fünf oder sechs davon tot, darunter 
unser Lauptmann. Ein Verwundeter, ich glaube, es war ein Leutnant, 
tränkte mit seiner gesunden Land die Schwerverwundeten; der andere 
Arm blutete ihm schwer. 
Aus dem Wagen des Generals stand ein Mann am Leliograph. 
Der General stand daneben, einige Offiziere und Ordonnanzen bei ihm, 
alle zu Fuß. Ich machte meine Meldung und hörte noch, wie einer 
sagte: „Die Tiere halten nicht mehr, und die Leute verdursten uns." 
Im nächsten Augenblick, da ich mich schon umgewandt hatte, um 
nach vorn an die Front zu lausen, kam von hinten her, von zwei oder 
drei Seiten wildes Schreien und Schießen aus dem Busch. Die Posten,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.