Armin, Deutschlands Befreier.
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von ihnen riß ein Germane die Zunge aus und rief: „Nun hör'
endlich auf zu zischen, Natter!"
Das war die berühmte Schlacht im Teutoburger Walde im
September des Jahres 9 nach Christi Geburt. Ihr verdanken wir,
daß wir deutsche Sitte und Sprache haben, daß wir Deutsche sind.
Die Nachricht von dieser Niederlage verbreitete in Rom Furcht
und Schrecken. Laut klagte Kaiser Augustus in seinem Palast:
„Barus, Varus, gib mir meine Legionen wieder!" Er schickte neue
Heere aus, um die Schmach zu rächen. Germanieus, Drusus'
Sohn, drang tief in Germanien ein und schlug Armin mehrmals
zurück. Armins Weib Thusnelda fiel durch den Verrat ihres
eigenen, römisch gesinnten Vaters in römische Gefangenschaft. Aber
dauernd konnten die Römer in Germanien nicht mehr festen Fuß
fassen.
Der Befreier Deutschlands erntete keinen Dank für seine tap-
feren Taten. Er fiel im siebenunddreißigsten Lebensjahre unter
den Dolchen seiner Verwandten, die ihn beschuldigten, daß er nach
der Alleinherrschaft strebe. Auf 'der Groteuburg bei Detmold hat
ihm die dankbare Nachwelt ein herrliches Denkmal errichtet.
II. Aus der Zeit der Völkerwanderung.
375.
§ 3.
Alarich.
Um das Jahr 375 verließen viele germanische Volksstämme
ihre bisherigen Wohnsitze und suchten sich im Süden und Westen
Europas eine neue Heimat. Diese Bewegung, in der das römische
Weltreich zugrunde ging, nennt man die große germanische
Völkerwanderung.
Den Anstoß dazu gaben die Hunnen, ein mongolisches
Reitervolk, das aus dem Innern Asiens in Europa einbrach. Ihr
Anblick war grauenerregend; den übrigen Völkern erschienen sie
wie wilde, reißende Tiere; die Römer verglichen sie mit grob zu-
gehauenen Holzklötzen. Ihre Gestalt war kurz und gedrungen. Auf
dem fleischigen Halse saß ein dicker Kops mit schief geschlitzten,
schwarzen Augen, gequetschter Nase, hervorstehenden Backenknochen
und abstehenden Ohren. Als echtes Steppenvolk lebten sie mehr