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Der grosse Kurfürst nahm auch mehrere reiche Juden aus Hamburg, Glogau
und ändern Städten auf, welche sich in Frankfurt, Landsberg und ändern Orten
niederliessen, sodass bei dem Regierungsantritt des ersten Königs von Preussen
über 1000 Juden in seinen Ländern wohnten, in Berlin durch Jablonsky und in
Frankfurt durch Beckmann eine hebräische Druckerei errichtet und in letztgenannter
Ofticin auf Kosten des reichen und frommen Bär mann aus Halberstadt dei Tal¬
mud neu gedruckt war.
Gegen den Talmud und die jüdische Literatur richtete bald nach der Thron¬
besteigung Friedrich’s I. von Preussen seine giftigen Pfeile der Professor Johann
Andreas Eisenmenger in seinem berüchtigten Buche „Das entdeckte Juden¬
thum“, in dem Stellen aus dem Talmud gefälscht und verdreht und alte Lügen¬
märchen wiederholt wurden. Dieses Buch, aus dem die Judenfeinde noch heute
ihre Weisheit schöpfen, wurde auf Verwendung der wiener Hoffactoren Samson
Wertheimer und Samuel Oppenheimer mit Beschlag belegt. Die Erben des
vor Gram gestorbenen Eisenmenger wendeten sich an den König von Preussen, der
dann auch an Kaiser LeopoldI. eine Bittschrift richtete, jedoch ohne Erfolg: das
„entdeckte Judenthum“ blieb 40 Jahre unter Siegel. Es erschien dann in Königsberg
in neuer Auflage, hatte aber nicht die von den Judenfeinden erwartete Wirkung,
denn seit dem Anfänge des 16. Jahrhunderts beschäftigten sich auch christliche
Gelehrte eingehend mit der jüdischen Literatur und viele derselben wussten das
Lügenhafte von dem Wahren bald zu unterscheiden.
Unter den christlichen Gelehrten ragten besonders hervor die beiden Joh.
Buxtorf in Basel, Vater und Sohn (ersterer st. 1629, letzterer 1664), welche
die rabbinische Bibel, ein Lexicon talmudicum, die Concordanz und eine Biblio¬
theca rabbinica theils bearbeitet, theils herausgegeben haben. Die Buxtorfe
wirkten anregend auf viele ihrer Zeitgenossen in Deutschland, Holland, England,
Frankreich und der Schweiz. Mit vieler Liebe behandelte Hottinger in Zürich
die jüdische Literatur, Rosenroth und Wächter die jüdische Philosophie und
Kabbala, Samuel Bochart schrieb ein schätzbares Werk über biblische Tliiere
und Pflanzen, Surenhus übersetzte die Mischna und Basnage verdankt man
die erste Geschichte der Juden. Wagenseil schrieb ein Buch über Jüdisch-Deutsch
und empfahl allen Christen Jüdisch-Deutsch zu lernen, und der frankfurter Juden¬
feind Sc hu dt gab ein Buch „Jüdische Merkwürdigkeiten“ heraus. Bedeutende
Verdienste um die jüdische Literatur erwarb sich Joh. Chr. Wolf (st. 1739),
der die Bibliotheca rabbinica von Bartolocci vollständig neu bearbeitete und
mit, Hülfe jüdischer Gelehrten in seiner aus vier Bänden bestehenden Bibliotheca
hebraea einen reichen Schatz aufspeicherte. Durch die Arbeiten christlicher Ge¬
lehrten wurden viele Vorurtheile gegen die Juden beseitigt. Auch für die Juden
brach allmählich die Morgenröthe eines neuen Zeitalters an.