§ 50. 2. Kolonien in der Südsee. — b) Mikwnesisches und c) Polynesisches Schutzgebiet. 81
Die wohlgestalteten, anstelligen Bewohner (Bild 41) gehören zum Misch-
stamme der Mikronesier und bilden ein Mittelglied zwischen den Polynesiens
und den Papua. Sie sind gastfreundlich, kühne Fischer und Seeleute.
Mittelpunkt des Handels (Kopra) infolge eines guten Hafens und Sitz des Landes-
Hauptmanns ist die Insel Jaluit (dschalüt).
2. Marianen-, Karolinen-^ und ^>alau-Inseln.
Zwischen den kleinen, niedrigen, über einen Meeresraum etwa von der
Größe des Mittelländischen Meeres ausgestreuten Koralleueilanden er-
heben sich uur wenige hohe, vulkanische Inseln. Ihr Nutzungswert
ist gering, und obendrein gehört die Insel Güam^, die für sich allein der
Größe sämtlicher übrigen Marianen gleichkommt, der Union.
Die Karolinen-Jnsel Pönäpe ist der Sitz der Verwaltung. Ausgeführt werden
Kopra (d. h. die zerschnittenen und getrockneten Msse der Kokospalme), Schild-
patt, Muscheln.
c) Das polynesische Schutzgebiet, die deutschen Samöa-Fnselu.
So groß wie Sachsen-Meiningen, 33000 E. 12 E. auf 1 qkm.
Im Jahre 1905: 450 ansässige Weiße.
Die aus vulkanischen Gebirgen aufgebaute Inselgruppe liegt südöstlich
von den Marshall-Jnseln, in der Mitte der polynesischen Jnselslnr an
der Dampfschiffstraße Nordamerika—Hawaii—Australien.
Die Inseln zeigen an vielen Strecken ihrer Oberfläche basaltische Tnsse,
die tief verwittert sind und üppigen Ackerboden ergeben, besonders auf der
wertvollsten der Inseln, auf Upöln. Sie sind von Korallenriffen um-
säumt und haben nur für kleinere Schiffe Ankerplätze. Die Berge
steigen auf Sawaii, der größten Jnsep, bis zur Höhe der Schneekoppe an.
Das gleichmäßige, heißfeuchte Klima (Fig. 9) der wasserreichen, mit
herrlichen Wäldern geschmückten „Inseln der Seligen" ist wegen der frischen
Seebrisen ganz erträglich für Europäer. Kokospalmen, Kakao, Baumwolle
und Kaffee gedeihen trefflich. Kopra bildet vorläufig den wichtigsten Ausfuhr-
gegenständ. Industriewaren werden größtenteils aus Deutschland bezogen, aus
Australien und der Union dagegen Fleisch und Hartbrot.
Die Bewohner (Bild 41) haben eine kräftige, hochgewachsene Gestalt und
ansprechende Gesichtsbildung. Sie sind gastfreundlich, lebenslustig, leichtsinnig,
dabei leicht erregbar und sehdelustig. Da sie keine Neigung zu regelmäßiger
Arbeit haben, so werden als Arbeiter der deutschen Pflanzungen Melanesier
(Neupommern), Kuli aus China n. a. eingeführt.
Auf der Nordseite von Upölu (Buntbild S. 4) liegt der Haupwrt Apia^, der
Mittelpunkt der deutschen Plantagengesellschaft, Sitz der Behörde, ein freund-
liches Städtchen mit geraden, breiten Straßen, schmucken Kirchen, großen Handels-
Häusern, reizenden Villen und Gärten. Seine Reede ist bei Wirbelstürmen unzureichend.
1 Wb. Eschner Nr. 10. — 2 Gleich der Fläche des Bodensees. — 3 Doppelt so groß
wie Rügen. — ± Wb. Eschner Nr. 6.
E. von Seydlitz, Geographie. B. Nbtg. g