der schönen Geister jener Zeit. Sie versuchten sich aber
- nicht nur in Liedern, sondern auch in Heldengedichten, in
welchen sie das Leben und Wesen der Ritterschaft, den kecken
Stolz, die liebenswürdige Bescheidenheit der Ritter, ihre Lie¬
besdienste und Liebesabenteuer, ihre Turniere und ihre Ta¬
pferkeit, ihre Andacht, ihre Gelübde, ihre Wallfahrten, ihre
Schwärmerei mit den lebhaftesten Farben schilderten. Die
vorzüglichsten unter diesen Heldengedichten sind: das Lied
der Niebelungen, dessen Alter und Verfasser nicht ge¬
nau bestimmt werden kann ; dann das spatere Heldenbuch.
Kleinere Gedichte aus jener Zeit haben wir noch über 1400,
von hundert und sechs und dreißig Dichtern. Manches von
ihren Liedern ist voll zarten und tiefen Gefühls, voll Natur
und Lieblichkeit; aber auch eine Menge Spreu, die des
Aufbewahrens nicht werth war, befindet sich unter dem
Waizen.
Die vornehmsten unter den Minnesängern waren Hein¬
rich von Veldeck, Walther von der-Vogelweide,
Rinmar der Alte, Rinmar von Zweier, Ulrich
von Lichtenstein, Wolfram von Eschenbach, Hein¬
rich der Schreiber, Heinrich von Ofterdingen,
Hartmann von der Aue, Heinrich von Störun¬
gen, die alle zu Ende des zwölften und zu Anfang des
dreizehnten Jahrhunderts lebten. Mehrere andere arbeiteten
theils nach eigener Erfindung, theils nach französischen Trou¬
badours.
Kaiser Friedrich II. war selbst Dichter; aber gleich
dem großen König Friedrich II. in Preußen, dichtete er
nicht in deutscher, sondern in französischer Sprache, in der
Sprache der Troubadours. Sein Enkel aber, Prinz Kon-
radin, der zu Neapel eines so schmählichen Todes starb,
gehörte unter die deutschen Minnesänger.
In Deutschland erhielt sich die Dichtkunst des Mittel¬