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(geboren 1812, und feit der Zeit er vom Hauptmann zum
Obersten emporrückte, im Kriegsministerium beschäftigt) am
16. Juni mit einem Corps von 17,000 Mann in Hessen ein
und langte am 19. in Cassel an, nachdem er unterwegs den
hessischen Truppen bedeutende Kriegsvorräthe abgeschnitten.
Sogleich beim Einmarsch der Preußen hatten auch die hessischen
Truppen ihr Vaterland verlassen, sich nach Süden begeben,
und am 19. mit der bei Frankfurt a. M. stehenden Bundes-
Armee vereinigt. Der Kurfürst war ruhig in seinem Lust¬
schlosse in Cassel verblieben, und General v. Beyer kündigte
ihm an, daß er ihn als Staatsgefangenen betrachte und er
feinen ferneren Aufenthalt in einem der königlichen Schlösser
zu Königsberg oder Stettin zu nehmen habe. Der Kurfürst wählte
Stettin und wurde dorthin in schonendster Weise geleitet, wäh¬
rend General v. Beyer eine Proelamation an die Kurhessen
erließ, in der es unter Andern hieß:
„Kaum hat ein anderer Volksstamm so schwer unter der
Zerfahrenheit unserer deutschen Zustände zu leiden gehabt, wie
Ihr! Wir wissen, daß Ihr Euch deshalb nach glücklicheren Tagen
sehnt, und kommen zu Euch, nicht als Feinde und Eroberer,
sondern um Euch die deutsche Bruderhand zu reichen. Nehmt
sie an und folget nicht länger der Stimme Derer, die Euch
mit uns verfeinden möchten, weil sie kein Herz für Euer Wohl
und Deutschlands Ehre haben. — Preußens Volk, geschaart
um Preußens König, setzt seine höchsten Güter ein für deutsches
Recht und deutsche Macht. Auf, zeigt Euch, daß ächtes
deutsches Blut in Euern Adern wallt!" —
Begeisternd wurden diese Worte aufgenommen, und das
hessische Volk war ganz zufrieden mit der preußischen Ver¬
waltung und lebte mit den Truppen im schönsten Einvernehmen.
4. Kampf gegen Oesterreich.
Kaum war Preußen mit größter Schnelligkeit gegen seine
Gegner in Sachsen, Hannover und Kurhesseu vorgegangen, so