47
recht kümmerlich. Schwein, Rind, Pferd, Gans, Huhn, Biene
und Hund waren die bekanntesten Nutztiere. Als normale
Herde galten bei den Ribuariern 12 Stuten und 1 Hengst,
12 Kühe und 1 Stier, 6 Sauen und 1 Eber. In der Viehzucht
überwog im allgemeinen die Schweinezucht. Einen beson¬
deren Aufschwung nahm der Ackerbau zur Zeit Karls des
Großen. Karls Meierhöfe, die sich besonders zahlreich in
der Nähe der Kaiserpfalz Aachen befanden (Düren, Linnich,
Eschweiler, Würselen, Laurensberg, Büllingen, Amel,Thom-
men, Neundorf — letztere vier im Kreise Malmedy —) und
von unfreien Knechten und Mägden unter Aufsicht eines
Villicus (Richters, Meiers) bearbeitet wurden, warenMuster-
wirtschaften, deren Nachahmung Karl gebot. Die Höfe
waren aber auch der Mittelpunkt der Gerichtsbarkeit und
das Quartier des Fürsten beim Aufenthalt in der Gegend.
Über die Art und die Zeit der Bewirtschaftung der
Ländereien am Mittelrhein und über die wirtschaft¬
lichen Zustände des späteren Frankenreiches überhaupt gibt
uns Wandalbert von Prüm in einem Gedicht, das einen An¬
hang zu seinem größeren Gedichte ,,Martyrologium aus
dem 9. Jahrhundert (848) bildet, anschauliche Schilderun¬
gen: Die Feldarbeit beginnt im Februar; die Schwalbe er¬
scheint schon im März (?); in diesem Monat beginnt auch
das Veredeln der Obstbäume, und noch im November streut
der Landmann den Samen der Wintersaat aus, ja selbst im
Dezember wird bei feuchtem Wetter noch gepflügt; es wer¬
den dann noch Gerste und Hülsenfrüchte gesät. Die übri¬
gen Arbeiten decken sich ziemlich mit den im heutigen
Arbeitskalender des Landmannes geforderten. Maikräuter
und Erdbeerbowle sind dem Verfasser nicht fremd, und der
Zucht und Pflege des Weinstockes wendet er seine beson¬
dere Aufmerksamkeit zu.
Größere Waldgebiete waren königliches Eigentum. Die
meisten Gerechtsame, wie Fähren, Wege und Fischerei,
hafteten an einzelnen Höfen.
Nachdem das römische Gewerbe, der Verkehr und der
Handel unter den Franken zu Anfang des 5. Jahrhunderts
fast gänzlich untergegangen waren, dauerte es lange Zeit,
bis diese am Rhein wieder ihre frühere Höhe erreichten. Erst
unter den Merowingern und Karolingern, vornehmlich auch
durch die Einwirkung des Christentums, begannen die Ge-