Full text: Heimatgeschichte der Rheinprovinz

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recht kümmerlich. Schwein, Rind, Pferd, Gans, Huhn, Biene 
und Hund waren die bekanntesten Nutztiere. Als normale 
Herde galten bei den Ribuariern 12 Stuten und 1 Hengst, 
12 Kühe und 1 Stier, 6 Sauen und 1 Eber. In der Viehzucht 
überwog im allgemeinen die Schweinezucht. Einen beson¬ 
deren Aufschwung nahm der Ackerbau zur Zeit Karls des 
Großen. Karls Meierhöfe, die sich besonders zahlreich in 
der Nähe der Kaiserpfalz Aachen befanden (Düren, Linnich, 
Eschweiler, Würselen, Laurensberg, Büllingen, Amel,Thom- 
men, Neundorf — letztere vier im Kreise Malmedy —) und 
von unfreien Knechten und Mägden unter Aufsicht eines 
Villicus (Richters, Meiers) bearbeitet wurden, warenMuster- 
wirtschaften, deren Nachahmung Karl gebot. Die Höfe 
waren aber auch der Mittelpunkt der Gerichtsbarkeit und 
das Quartier des Fürsten beim Aufenthalt in der Gegend. 
Über die Art und die Zeit der Bewirtschaftung der 
Ländereien am Mittelrhein und über die wirtschaft¬ 
lichen Zustände des späteren Frankenreiches überhaupt gibt 
uns Wandalbert von Prüm in einem Gedicht, das einen An¬ 
hang zu seinem größeren Gedichte ,,Martyrologium aus 
dem 9. Jahrhundert (848) bildet, anschauliche Schilderun¬ 
gen: Die Feldarbeit beginnt im Februar; die Schwalbe er¬ 
scheint schon im März (?); in diesem Monat beginnt auch 
das Veredeln der Obstbäume, und noch im November streut 
der Landmann den Samen der Wintersaat aus, ja selbst im 
Dezember wird bei feuchtem Wetter noch gepflügt; es wer¬ 
den dann noch Gerste und Hülsenfrüchte gesät. Die übri¬ 
gen Arbeiten decken sich ziemlich mit den im heutigen 
Arbeitskalender des Landmannes geforderten. Maikräuter 
und Erdbeerbowle sind dem Verfasser nicht fremd, und der 
Zucht und Pflege des Weinstockes wendet er seine beson¬ 
dere Aufmerksamkeit zu. 
Größere Waldgebiete waren königliches Eigentum. Die 
meisten Gerechtsame, wie Fähren, Wege und Fischerei, 
hafteten an einzelnen Höfen. 
Nachdem das römische Gewerbe, der Verkehr und der 
Handel unter den Franken zu Anfang des 5. Jahrhunderts 
fast gänzlich untergegangen waren, dauerte es lange Zeit, 
bis diese am Rhein wieder ihre frühere Höhe erreichten. Erst 
unter den Merowingern und Karolingern, vornehmlich auch 
durch die Einwirkung des Christentums, begannen die Ge-
	        
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