Full text: Heimatgeschichte der Rheinprovinz

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werbe und mit ihnen der Verkehr sich neu zu beleben. 
Eine hohe Entwicklung zeigt schon bald die Metall¬ 
industrie. Eiserne Gürtelschnallen mit Ornamenten und 
Gravierungen, Broschen mit filigranartigen Metallfäden und 
Edelsteinen besetzt, dienten als Schmuck. Langschwert, ver¬ 
schiedene Arten von Dolchmessern, Wurfbeil, Hakenlanze, 
Schild mit Eisenbuckel und Pfeile dienten als Waffen. Die 
Steinplastik war noch wenig entwickelt. Die Grab¬ 
steine zeigen rohe Umrisse von Menschen und Tieren und 
lateinische Inschriften. Das Karolingische Wirtschaftskaoi- 
tular von 812 forderte, daß auf jedem ansehnlichen Kammer¬ 
gut Eisenschmiede, Gold- und Silberarbeiter, Schuster, 
Dreher, Wagner, Zimmerleute, Schildmacher, Vogelsteller, 
Seifensieder, Brauer, Obstweinhersteller, Bäcker, Sattler, 
Schreiner, Küfer, Gerber, Färber, Walker, Weber u. a. Hand¬ 
werker vertreten sein sollten. Die fränkischen Töpfe sind 
von sehr einfacher Form; ihre Verzierung stellt schachbrett- 
oder wellenförmige Muster dar; auch Glasgefäße gab es, die 
aber in technischer Ausführung gegen die römische Glas¬ 
industrie einen Rückschritt zeigen. Der gewöhnliche 
Schmuck der Frauen waren Halsketten aus Ton, Glas, Halb¬ 
edelsteinen u. dgl. Im allgemeinen waren die Gewerbe noch 
wenig entwickelt und wurden daher hoch gewertet. 
Seit dem 7. Jahrhundert begann der Handel sich all¬ 
mählich zu heben. Während vorher meist Italiener, Wenden 
und Ungarn den Rheinhandel vermittelten, findet man seit 
dieser Zeit auch reiche fränkische Freien in Ausübung der 
Handelsgeschäfte. Von besonderer Bedeutung wurde der 
Handel am Rhein jedoch erst seit Karl dem Großen. Mittel¬ 
punkte desselben waren die kaiserlichen Pfalzen und 
Orte mit Stifts- und Klosterkirchen. Karl der Große und 
Ludwig der Fromme begünstigten die Kaufleute durch ihren 
besonderen Schutz. Die seit der Römerzeit am Rhein be- 
stehenden, vielfach aber sehr schlechten Straßen ließ Karl 
der Große wiederherstellen. Waffen (Schwerter, Lanzen, 
Helme, Panzer und Beile) waren die Hauptgegenstände der 
Einfuhr, wenngleich solche auch von heimischen Hand¬ 
werkern hergestellt wurden. Kostbare Stoffe und Straußen¬ 
federn bezog man aus dem Orient, Hermelin- und Zobel¬ 
pelze, Wolle, Bettdecken und Mönchskutten vorwiegend aus 
England. Ausgeführt wurden Erzeugnisse der Landwirt-
	        
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