Full text: Ein deutscher Bürger des sechzehnten Jahrhunderts

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Martin Opitz. 
Ob erstlich zwar der Lauf was misslich gehen wil, 
So körnt doch endlich Gott und thut das Widerspiel. . . . 
Nun wieder auf den Zweck und rechtes Ziel zu kommen, 
Dar von mich Griechenland mit sich hinweg genommen : 
5 Die Ehre, die ein Mann durch Krieg zu hoffen hat, 
Bewegt ihn billich auch zu ritterlicher That. 
Was kan doch schöner sein, als unter vielen Helden, 
Von derer Tapferkeit die Bücher ewig melden, 
Auch aufgeschrieben stehn mit Schrift, die nicht verlischt, 
10 Die gar kein Regen nicht noch schwarzer Staub verwischt? 
Es wird zwar oftermals, was würdig ist zu schauen, 
Auf Holz, Stein, Erz und Gold geschnitzt, gemalt, gehauen 
Durch guter Künstler Fleiss; gehn hundert Jahr’ herbei, 
So sieht man kaum, worauf das Werk gestanden sei. 
15 Was die Geschicklichkeit auf ihrem Amboß schlaget, 
Mit ihrem Eisen gräbt, von ihrem Golde präget, 
Das glänzt je mehr und mehr: der todtenbleiche Neid 
Körnt nur bis an das Grab, thut keinem weiter Leid. 
So viel von Lügen auch durch falsche Lästerzungen 
20 Der Sachen Billichkeit kan werden aufgedrungen, 
Hat misslichen Bestand, bleibt in die Länge nicht; 
Die blosse Wahrheit dringt doch endlich an das Licht, 
Reisst durch der Bosheit Dampf, gleichwie der Sonnen Wagen 
Durch aller Wolken Dunst pflegt unverletzt zu jagen, 
25 Und treibt den Nebel fort. Wie sehr man sie versteckt, 
So bleibt sie von der Zeit doch nicht ohnaufgedeckt, 
Die nach uns kommen wird, die nichts weiss von Schmarotzen 
Die nicht bestochen wird, die weder Gunst noch Trotzen 
Noch sonst Practiken hört, dadurch wol mancher Mann 
30 Betreugt und wiederum betrogen werden kan. 
Da wird der ganzen Welt ohn alle Scheu verkündet, 
Was sonst vertuschet wird, die Fackel angezündet, 
Die klärlich offenbart, was beides schlimm und gut 
Gehandelt worden sei, die keinem Unrecht thut. 
35 Dann wird die Tyrannei durch stete Schmach bezahlet, 
Mit ihrer rechten Färb’ aufs Leben abgemalet. 
So wird Caligula nach solcher langen Zeit, 
So wird noch Nero jetzt samt andern angespeit. 
Dann werden ausgestellt zu aller Menschen Hassen 
40 Die, die Religion im Stiche sitzen lassen, 
Der Freiheit abgesagt, und wo der Wind geweht, 
Um zeitlichen Gewinn den Mantel hingedreht. 
Auch dieser Schande kan nicht unvergessen bleiben, 
Die ihnen nicht begehrt den Unfall abzutreiben, 
45 Die, wan sie schon gekunt, der Armen Kreuz und Pein 
Mit treuem Rath und That nicht beigesprungen sein.
	        
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