C. II. 8. 9. Max Geißler. Karl Busse.
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„Hier steh' ein Dom!" Der Kaiser dankt,
der Kaiser faltet die Hände. — 30
Die Kirche wuchs, und die Rose rankt
und blüht um ihre Wände.
9. Kar! Kusse.
Geb. 1872 in Lindenstadt-Birnbaum (Posen), lebt in Berlin.
Gedichte. 1892. Neue Gedichte 1896.
1. Polnisches Vagabundenlied.
Die Konfederatka schief aufs Ohr,
den Schnürrock an, den Bart empor!
Die Pferde stehlt vom nächsten Gut,
wenn alles tief im Schlafe ruht;
s den Falben mir! Und dann vom Fleck!
Am Morgen sind wir weit schon weg,
wir kämpfen für die Roten!
2. Gei
Schon längst im blassen Schimmer
versank im West der Tag,
durch mein einsames Zimmer
wandelt der Uhrenschlag.
Den Weißen brennt die Häuser ab!
Die Zügel frei! Und nun im Trab
vorbei an Dorf, an Stadt und Ort io
zu dämmerblauen Fernen fort!
Und greift uns an auch Hinz und Kunz,
die heil'ge Jungfrau segnet uns:
wir kämpfen für die Roten!
rgruß.
Auf meine Augen, die feuchten, 5
legt sich aus fernem Land
in totenbleichem Leuchten
eine kühle, tröstende Hand.
3. Zur Anwendung.
Erblüht ein Knösplein dir im Wind,
rück's in den hellsten Sonnenschein,
und wo im Land zwei Liebste sind,
laß sie ein Stündlein glücklich sein.
Und tritt ein Bettelkind hinzu,
weich nicht mit rauhem Wort zurück, —
bedenk', ein jedes braucht wie du
sein bißchen Glanz, sein bißchen Glück.
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4. Kord Feile.
(Nach einer alten Chronik.)
Und als sie die Fähnlein der Ritter gesehn,
es ließen die Bauern die Pflüge stehn.
Mit Flegeln und Sensen rückten sie an,
im Arbeitskittel Kord Feike voran,
Kord Feikes Jüngster, der Blonde, daneben —
der zahlte von allen zuerst mit dem Leben.
Dem Alten schwollen die Muskeln wild,
seine Sense schnitt in ein Herrenschild,
seine Sense mähte die Saaten so gut,
wie wusch sie sich lechzend in Ritterblut!
Und als er sie wild auf den neunten schwang,
sie klirrte noch einmal — und zersprang.
Er zögerte nicht,
noch grimmer zuckte sein Bauerngesicht.
Eine junge Tanne er nahm,
die hob er in Zorn und Gram.
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