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Prden kommen arm, dass er unser sich erbarm'.“ Die beiden
Kinder aber sangen mit dankerfülltem Herzen das schöne Weihb—
nachtslied: „O du fröhliche, o du selige, gnadenbringende
Weihnachtszeit!“ — Wohl mochten viele Kinder der grofsen
Stadt an demselben Abend noch viel reicher beschenkt worden
sein als Läsbeth und Walter, — grössere Freude war aber
gewiss nirgends mit den Geschenken eingekehrt als dort oben
iĩm Dachstübehen bei der Kranken Witwe und ihren beiden Kindern.
Holzhausen.
15. Weihnachtslegende.
1. Christkind kam in den Winterwald,
Der Schnee war weiß, der Schnee war kalt,
Doch als das heil'ge Kind erschien,
Fing's an im Winterwald zu blühn.
2. Christkindlein trat zum Apfelbaum,
Erweckt ihn aus dem Wintertraum —
„Schenk' Äpfel süß, schenk' Äpfel zart,
Schenk' Äpfel mir von aller Art!“
3. Der Apfelbaum, er rüttelt sich,
Der Apfelbaum, er schüttelt sich.
Da regnet's Äpfel ringsumher;
Christkindleins Taschen wurden schwer.
4. Die süßen Früchte alle nahm's
Und also zu den Menschen kam's.
Nun holde Mäulchen, kommt, verzehrt,
Was euch Christkindlein hat beschert!
Ernust von Wildenbruch.
16. Die Krippe.
Drei Kinder waren in der Stube, drei Lockenköpfe von zwölf,
zehn und acht Jahren. Alle drei saßen um den großen Tisch herum,
und ein Leimtopf stand darauf, und eine Schere ging von Hand zu
Hand, und eine Unmenge kleiner Papierschnitzel lagen auf Tisch und
Stuhl und Fußboden. So eifrig arbeiteten die Kinder, daß sie nicht
einmal hörten, als die Mutter sie zum Abendbrot rief. Ja, es war
auch etwas ganz Besonderes, was sie vorhatten. Eine Krippe wollten
sie bauen, die sollte am Weihnachtsabend unfer dem Tannenbaum
stehen. Ein Wachslicht mußte dahinter gestellt werden, dann fiel