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Bewunderung. Der erhöhte Wohlstand der Bürger ver-
anlaßte ein bedeutendes Steigen des Luxus. Zahlreiche
Überreste künstlerisch ausgeführter Mobilar- und Zier-
stücke, dekorativ behandelte Steingutgeschirre und kunst¬
voll getriebene Prunkgefäße, kunstreiche Hautelissetapeten,
prächtigen Schmuck und Gebrauchsgegenstände finden wir
in zahlreichen Museen und Sammlungen bis in unsere Tage
erhalten.
Die Lage der Bauern begann im Gegensatz zum
Bürgertum im 14. Jahrhundert sich erheblich zu verschlech¬
tern. denn Adel und Fürsten suchten damals mit Erfolg den
früher wohlhabenden Bauernstand rechtlich und wirtschaft¬
lich zu drücken. Die Reichsgewalt kümmerte sich fast nir¬
gends um den Bauern, und so bildete sich allmählich die
eigentliche Leibeigenschaft heraus. Die größeren Grund¬
herren benutzten die alten grundhörigen Beziehungen, um
darauf die Anfänge einer neuen selbständigen Landesver¬
waltung zu stützen, welche die sinkende Reichsgewalt er¬
setzen sollte. Aber nicht nur unterdrückt war der Bauer
des scheidenden Mittelalters, er war auch verachtet und
verspottet. „Der Bauer ist an Ochsen statt, nur daß er keine
Hörner hat" ist eine Wendung, die in Fastnachtsspielen und
Schwänken in den verschiedensten Formen wiederkehrt.
Bei dieser traurigen Lage ist es nicht zu verwundern, daß
wir im 15. und zu Anfang des 16. Jahrhunderts die Bauern
stets zu Aufständen und zur Revolution bereit finden; denn
zu verlieren hatten sie wenig oder gar nichts als das nackte,
unfreie Leben, das ihnen nicht selten eine Last war.
Wenn wir das politische und wirtschaftliche Leben der
Städte des 15. Jahrhunderts und ihren Einfluß auf das ge¬
samte nationale Leben der damaligen Zeit betrachten, dann
dürfen wir diese Zeit mit Recht als das bürgerliche
Zeitalter bezeichnen.